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Lorenzo di Medici (2)

Von

Lorenzo folgt dem allgemeinen Drange,
Er tritt herein, er schaut die Engelreine,
Rings um sie her kein Auge, das nicht weine –

Da schlägt das Herz im Busen ihm so bange,
Und ihm wird klar, was er gesucht so lange!

Vor dieser todten Schönheit heil′gem Schreine,
Bei diesem Weh trifft′s ihn mit Blitzesscheine,

Und seine Seele löst sich im Gesange.
Wie jach ein Stern hervorbricht aus der Nacht,

Wird Poesie sein unbestimmtes Träumen –
Ein Dichter zieht er fort aus diesen Räumen.

So unvergänglich ist des Schönen Macht,

So muß sein Anblick selber noch im Sterben
Zu neuem Leben neue Schönheit werben!

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Gedicht: Lorenzo di Medici (2) von Luise Büchner

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Lorenzo di Medici (2)“ von Luise Büchner beschreibt die transformative Wirkung der Begegnung mit Schönheit und Trauer auf den Protagonisten Lorenzo. Das Gedicht beginnt mit Lorenzo, der einem allgemeinen Drang folgt und einen Raum betritt, in dem sich eine „Engelreine“ befindet, umgeben von Weinenden. Diese Anfangszeilen etablieren sofort eine Atmosphäre von Erhabenheit und Melancholie, die durch die „todten Schönheit“ und das „heil’gem Schreine“ weiter verstärkt wird.

Die zentrale Erfahrung Lorenzos ist ein Moment der Erkenntnis und Erweckung. Das Herz schlägt ihm „so bange“ im Busen, und ihm wird „klar, was er gesucht so lange!“. Dies deutet auf eine tiefe Sehnsucht und ein unbewusstes Verlangen hin, das durch das Erblicken der Schönheit und das Miterleben des Kummers endlich befriedigt wird. Die „todte Schönheit“ im „heil’gem Schreine“ suggeriert eine Art von spiritueller Erfahrung, bei der das Schöne mit dem Tod und dem Verlust verbunden ist. Die Emotionen werden durch den „Blitzesscheine“ verstärkt, der die plötzliche Klarheit und den Erkenntnismoment hervorhebt.

Die Transformation Lorenzos gipfelt in der „Seele, [die] sich im Gesange löst“. Diese Zeile markiert den Übergang von der emotionalen Erfahrung zur künstlerischen Schöpfung. Die Metapher des „Sterns, der hervorbricht aus der Nacht“ verdeutlicht die plötzliche Geburt der Poesie, die nun aus dem unbestimmten Träumen des Protagonisten hervorgeht. Lorenzo wird durch diese Erfahrung zu einem Dichter. Die abschließende Strophe betont die Macht des Schönen, die selbst im Sterben neues Leben und Schönheit hervorbringt.

Insgesamt ist das Gedicht eine Reflexion über die erweckende und befreiende Kraft der Kunst, ausgelöst durch die Konfrontation mit Schönheit, Trauer und dem Mysterium des Todes. Büchner zeigt, wie die Auseinandersetzung mit solchen Erfahrungen das Individuum verändern und zu künstlerischer Kreativität beflügeln kann. Die melancholische Stimmung, die durch die Beschreibung der Umgebung und die Reaktionen der Anwesenden erzeugt wird, unterstreicht die tiefe emotionale Resonanz, die die Schönheit und der Schmerz auslösen können.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.