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Lockung

Von

Hörst du nicht die Bäume rauschen
Draußen durch die stille Rund?
Lockts dich nicht, hinabzulauschen
Von dem Söller in den Grund,
Wo die vielen Bäche gehen
Wunderbar im Mondenschein
Und die stillen Schlösser sehen
In den Fluß vom hohen Stein?

Kennst du noch die irren Lieder
Aus der alten, schönen Zeit?
Sie erwachen alle wieder
Nachts in Waldeseinsamkeit,
Wenn die Bäume träumend lauschen
Und der Flieder duftet schwül
Und im Fluß die Nixen rauschen –
Komm herab, hier ists so kühl.

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Gedicht: Lockung von Joseph von Eichendorff

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Lockung“ von Joseph von Eichendorff ist eine poetische Beschwörung, die den Leser oder Zuhörer in eine nächtliche, traumhafte Naturlandschaft entführt. Das Gedicht greift das klassische Motiv der Verlockung auf, hier in Form der Anziehungskraft der Natur und ihrer geheimnisvollen Klänge und Bilder. Es ist eine Einladung, die äußere Welt und ihre mystischen Reize zu erleben, wobei der Leser von der scheinbaren Sicherheit des ‚Söllers‘ in die Tiefe der Natur gelockt wird.

Die Struktur des Gedichts ist durch einen fließenden Wechsel zwischen der Beschreibung der Natur und der direkten Ansprache des Angesprochenen geprägt. Die Fragen am Anfang und die Aufforderung am Ende („Komm herab, hier ists so kühl“) etablieren eine direkte Verbindung und intensivieren die Wirkung des Gedichts. Die Verwendung von Bildern wie rauschenden Bäumen, schimmerndem Mondenschein, stillen Schlössern und rauschenden Nixen erzeugt eine sinnliche Atmosphäre, die sowohl beruhigend als auch geheimnisvoll wirkt.

Das Gedicht evoziert eine Sehnsucht nach dem Unbekannten und nach der Vergangenheit, repräsentiert durch die „irren Lieder aus der alten, schönen Zeit“. Die Natur wird hier als ein Ort der Wiedergeburt und des Vergessens dargestellt, wo alte Geschichten wiederaufleben und die Grenzen zwischen Realität und Traum verschwimmen. Der Duft des Flieders, die Kühle der Nacht und die Nixen im Fluss tragen zur Schaffung einer bezaubernden und verlockenden Szenerie bei, die den Leser unwiderstehlich anziehen soll.

Die Interpretation des Gedichts lässt sich als eine romantische Flucht vor der Realität verstehen, ein Eintauchen in eine Welt voller Fantasie und Sinnlichkeit. Es spricht die menschliche Neigung an, sich von der Schönheit und dem Geheimnis der Natur verzaubern zu lassen und die Begrenzungen der eigenen Existenz zu überwinden. Das Gedicht endet mit einem deutlichen Aufruf zur Hingabe, der die Verlockung vollendet und den Leser in das Reich des Träumens entführt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.