Lieder (4)
Weiche Luft, nach Sonnenbrande
 Hältst die Erde du umfangen!
 Spielst um sie wie Mutterlächeln,
 Kühlest ihre heißen Wangen.
Weiche Luft, bei deinem Hauche
 Athmet Alles neues Leben,
 Wie im ersten Frühlingswehen
 Baum und Blüthe froh sich heben.
Weiche Luft, du gleichst der Ruhe,
 Die der kranken Seele fächelt,
 Wenn nach letztem, heißem Kampfe
 Ihr ein neuer Friede lächelt.
Weiche Lüfte, weiche Ruhe,
 Wieget Erd′ und Seele leise,
 Stärkt die Welt zu neuem Blühen,
 Und das Herz zur Weiterreise!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Lieder (4)“ von Luise Büchner ist eine poetische Ode an die wohltuende und lebensspendende Kraft der „weichen Luft“. Es entfaltet in vier Strophen ein komplexes Zusammenspiel von Naturbildern, Emotionen und Lebensweisheiten. Die Autorin nutzt die „weiche Luft“ als Metapher für Trost, Erneuerung und die Möglichkeit eines Neuanfangs, die sowohl auf der physischen als auch auf der seelischen Ebene erfahrbar werden.
In der ersten Strophe wird die Luft als sanfte Umarmung der Erde dargestellt, die nach dem „Sonnenbrand“ kühlt und tröstet. Der Vergleich mit einem „Mutterlächeln“ verleiht der Luft eine liebevolle und fürsorgliche Qualität. Die zweite Strophe erweitert die Bedeutung der Luft als Lebensspender. Sie ist der „Hauch“, der „Alles neues Leben“ einhaucht, wodurch die Natur, symbolisiert durch Baum und Blüte, in einer „ersten Frühlingswehen“ zur Entfaltung kommt. Diese Assoziation mit dem Frühling deutet auf die Themen Erneuerung und Wachstum hin.
Die dritte Strophe verlagert den Fokus auf die menschliche Seele. Hier gleicht die „weiche Luft“ der „Ruhe“, die eine kranke Seele nach einem „letzten, heißem Kampfe“ erfährt. Das „neue Friede“ wird, wie die kühle Luft, als Wohltat erlebt, die Heilung und Erholung verspricht. Diese Verschiebung von der äußeren Natur zur inneren Welt deutet auf die Fähigkeit der Lyrik hin, universelle Erfahrungen und Emotionen anzusprechen.
Die letzte Strophe, mit der Anrede „Weiche Lüfte, weiche Ruhe“, verbindet die beiden Bereiche noch enger. Sie betont das sanfte Wiegen von „Erd‘ und Seele“, das die Welt zum „neuem Blühen“ stärkt und das „Herz zur Weiterreise“ motiviert. Hier wird die Luft als treibende Kraft für zukünftiges Wachstum und neue Erfahrungen interpretiert. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Büchners Gedicht eine positive Botschaft vermittelt: dass Trost, Erneuerung und die Hoffnung auf einen Neuanfang in der scheinbar einfachen „weichen Luft“ zu finden sind.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.