Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , , , ,

Lied des Lynkeus

Von

Zum Sehen geboren,
Zum Schauen bestellt,
Dem Turme geschworen,
Gefällt mir die Welt.
Ich blick in die Ferne,
Ich seh in die Näh′
Den Mond und die Sterne,
Den Wald und das Reh.
So seh ich in allen
Die ewige Zier,
Und wie mir′s gefallen,
Gefall ich auch mir.
Ihr glücklichen Augen,
Was je ihr gesehn,
Es sei, wie es wolle,
Es war doch so schön!

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Lied des Lynkeus von Johann Wolfgang von Goethe

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Lied des Lynkeus“ von Johann Wolfgang von Goethe ist eine Hymne an die Freude am Sehen und am Wahrnehmen der Welt. Es wird aus der Perspektive des Lynkeus, eines mythischen Wächters, der auf einem Turm seinen Dienst verrichtet, verfasst. Der Text feiert die Schönheit der Welt und das Glück des Sehens, indem er die umfassende Wahrnehmung des lyrischen Ichs zum Ausdruck bringt.

Der erste Teil des Gedichts etabliert die Rolle des Lynkeus: „Zum Sehen geboren, / Zum Schauen bestellt, / Dem Turme geschworen“. Hier wird die Bestimmung des Wächters betont, der dazu auserkoren ist, die Welt zu betrachten. Das „Gefällt mir die Welt“ drückt ein grundlegendes Wohlgefallen aus und leitet die nachfolgenden Verse ein, in denen die vielfältigen Eindrücke des Lynkeus geschildert werden. Die Aufzählung von Himmelskörpern, Natur und Tieren verdeutlicht die Weite seiner Beobachtungsgabe.

In der zweiten Strophe wird die Kontemplation des Betrachters verherrlicht: „Ich blick in die Ferne, / Ich seh in die Näh’ / Den Mond und die Sterne, / Den Wald und das Reh.“ Die Fähigkeit, sowohl das Fernste als auch das Nahe zu erfassen, wird hervorgehoben, wodurch ein Gefühl der Allgegenwart und der umfassenden Beobachtung entsteht. Das lyrische Ich findet in der Schönheit der Welt „die ewige Zier“, was auf eine tiefe ästhetische Erfahrung und eine Harmonie mit der Natur hindeutet. Das Versprechen „Gefall ich auch mir.“ drückt die Selbstzufriedenheit aus, die aus dieser umfassenden Wahrnehmung resultiert.

Die abschließenden Verse sind ein Loblied auf die Augen des Lynkeus, die alles Schöne erblickt haben. Die Zeilen „Ihr glücklichen Augen, / Was je ihr gesehn, / Es sei, wie es wolle, / Es war doch so schön!“ sind ein Ausdruck ungetrübter Freude und Dankbarkeit für die Schönheit, die er sehen durfte. Sie spiegeln eine unvoreingenommene Wertschätzung des Lebens wider und erheben das Sehen als Quelle von Glück und Erkenntnis. Das Gedicht ist eine Feier der Sinnlichkeit, der Beobachtungsgabe und der Schönheit der Welt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.