Freudvoll
Und leidvoll,
Gedankenvoll sein,
Langen
Und bangen
In schwebender Pein,
Himmelhoch jauchzend,
Zum Tode betrübt –
Glücklich allein
Ist die Seele, die liebt.
(aus: Egmont)
Freudvoll
Und leidvoll,
Gedankenvoll sein,
Langen
Und bangen
In schwebender Pein,
Himmelhoch jauchzend,
Zum Tode betrübt –
Glücklich allein
Ist die Seele, die liebt.
(aus: Egmont)

Das Gedicht „Klärchens Lied“ von Johann Wolfgang von Goethe, entnommen aus seinem Drama „Egmont“, ist eine kurze, aber tiefgründige Reflexion über die Natur der Liebe und die menschliche Seele. Es zeichnet ein komplexes Bild des Lebens, das von Freude und Leid, Gedankenreichtum und Ungewissheit geprägt ist. Die Seele wird durch die Erfahrungen der Liebe zu einer Einheit, die sowohl himmelhoch jauchzen als auch zum Tode betrübt sein kann, und findet erst im Zustand der Liebe ihre wahre Glückseligkeit.
Die zentrale Botschaft des Gedichts liegt in der Polarität der Gefühle und Erfahrungen, die das menschliche Dasein ausmachen. Goethe stellt die Gegensätze von „freudvoll“ und „leidvoll“, „langen“ und „bangen“ gegenüber, um die Vielschichtigkeit des Lebens zu erfassen. Die Seele, die liebt, durchlebt ein Spektrum von Emotionen, von ekstatischer Freude bis hin zu tiefer Trauer. Diese Ambivalenz wird als notwendiger Bestandteil des Menschseins dargestellt und verdeutlicht, dass wahres Glück nicht in der Vermeidung von Leid, sondern in der vollständigen Erfahrung des Lebens liegt.
Die Struktur des Gedichts spiegelt diese inhaltliche Dualität wider. Die kurzen, prägnanten Verse und die rhythmische Gestaltung mit ihren Reimwörtern erzeugen einen eindringlichen Klang. Die Sprache ist einfach und direkt, was die emotionale Wirkung des Gedichts verstärkt. Die Gegensätze, die durch die Verwendung von Antithesen wie „himmelhoch jauchzend“ und „zum Tode betrübt“ erzeugt werden, unterstreichen die Intensität der Gefühle, die mit der Liebe einhergehen.
Das Gedicht ist ein Plädoyer für die Liebe, nicht nur als Quelle der Freude, sondern auch als Weg zur Selbstverwirklichung. Es betont die Bedeutung der Liebe als zentralen Bestandteil des menschlichen Lebens. Die Liebe ermöglicht es der Seele, sich vollständig zu entfalten und das Leben in all seinen Facetten zu erfahren. Die wahre Erfüllung liegt in der Akzeptanz aller Gefühle, die mit der Liebe verbunden sind, einschließlich Freude, Leid, Hoffnung und Verzweiflung. Nur die Seele, die lieben kann, kann das wahre Glück, also die Einheit und Vollständigkeit, finden.
Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.