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Irrlicht

Von

In die tiefsten Felsengründe
Lockte mich ein Irrlicht hin:
Wie ich einen Ausgang finde,
Liegt nicht schwer mir in dem Sinn.

Bin gewohnt das Irregehen,
′s führt ja jeder Weg zum Ziel:
Uns′re Freuden, uns′re Leiden,
Alles eines Irrlichts Spiel!

Durch des Bergstroms trock′ne Rinnen
Wind′ ich ruhig mich hinab,
Jeder Strom wird′s Meer gewinnen,
Jedes Leiden auch sein Grab.

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Gedicht: Irrlicht von Wilhelm Müller

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Irrlicht“ von Wilhelm Müller ist eine tiefgründige Reflexion über die Natur des Lebens und die menschliche Erfahrung von Orientierungslosigkeit und Sinnfindung. Das Gedicht nimmt den Leser mit auf eine Reise in die Tiefe, sowohl im physischen als auch im metaphorischen Sinne, und thematisiert die scheinbare Unberechenbarkeit des Lebensweges und die unausweichliche Natur von Glück und Leid. Der Dichter lässt sich von einem Irrlicht in die tiefsten Felsengründe locken, was als Metapher für die Anziehungskraft des Unbekannten und die Neigung des Menschen, sich von äußeren Einflüssen und inneren Sehnsüchten leiten zu lassen, interpretiert werden kann.

Die zweite Strophe des Gedichts enthüllt die zentrale Botschaft: die Erfahrung des Irregehens ist nicht von Nachteil, da jeder Weg letztlich zu einem Ziel führt. Diese Aussage ist ein Ausdruck von Gelassenheit und Akzeptanz gegenüber den Herausforderungen des Lebens. Das Gedicht setzt die Idee des Irregehens mit der Idee gleich, dass unsere Freuden und Leiden lediglich Teil eines „Irrlichts Spiel“ sind, was bedeutet, dass sie vergänglich und unberechenbar sind. Dies deutet auf eine zutiefst fatalistische oder vielleicht sogar eine pantheistische Sichtweise hin, in der alles einem größeren, unpersönlichen Plan unterliegt.

Die letzte Strophe verstärkt diese Philosophie durch das Bild des „Bergstroms“. Hier wird das Bild des Irrlichts durch die Metapher des Flusses ersetzt, der sich durch trockene Rinnen windet, um letztlich das Meer zu erreichen. Diese Metapher unterstreicht die unaufhaltsame Bewegung des Lebens und die Gewissheit, dass jedes Leiden sein Ende finden wird – im „Grab“. Die Zeile „Jedes Leiden auch sein Grab“ könnte als eine tröstliche Botschaft verstanden werden, die die Gewissheit bietet, dass auch die dunkelsten Zeiten vorübergehen und durch den Tod oder das Ende des Leidens beendet werden.

Insgesamt ist „Irrlicht“ ein Gedicht, das Trost in der Akzeptanz des Lebensweges findet, mit all seinen Unwägbarkeiten und Herausforderungen. Es ermutigt den Leser, sich dem Unbekannten zu stellen, sich nicht von der Orientierungslosigkeit entmutigen zu lassen und die Vergänglichkeit von Freude und Leid zu akzeptieren. Die einfachen, klaren Bilder und die leicht verständliche Sprache machen das Gedicht zu einer tiefgründigen Meditation über die menschliche Existenz und die Suche nach Sinn.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.