Jägers Lust
Es lebe, was auf Erden
Stolziert in grüner Tracht,
Die Wälder und die Felder,
Die Jäger und die Jagd!
Wie lustig ist′s im Grünen,
Wenn′s helle Jagdhorn schallt,
Wenn Hirsch′ und Rehe springen,
Wenn′s blitzt und dampft und knallt!
Ich hab mir schwarz gesenget
Das rechte Augenlid:
Was tut′s, da mich mein Dirnel
So schwarz auch gerne sieht?
Mein Stutz und meine Dirne,
Sind die mir immer treu,
Was tu ich weiter fragen
Nach Welt und Klerisei?
Im Walde bin ich König,
Der Wald ist Gottes Haus;
Da weht sein starker Odem
Lebendig ein und aus.
Ein Wildschütz will ich bleiben,
So lang die Tannen grün,
Mein Mädchen will ich küssen,
So lang die Lippen glühn.
Komm, Kind, mit mir zu wohnen
Im freien Waldrevier!
Von immergrünen Zweigen
Bau ich ein Hüttchen dir.
Dann steig ich nimmer wieder
Ins graue Dorf hinab,
Im Walde will ich leben,
Im Wald grabt mir ein Grab!
Daß nicht des Pfarrers Kühe
Darauf zur Weide gehn:
Das Wild soll drüber springen.
Kein Kreuz im Wege stehn.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Jägers Lust“ von Wilhelm Müller zelebriert in erster Linie die freudige, ungebundene Existenz eines Jägers im Einklang mit der Natur. Der Text beginnt mit einem enthusiastischen Loblied auf die Natur, die Jagd und alles, was in grüner Pracht existiert. Dies etabliert einen fröhlichen, unbeschwerten Ton, der sich durch das gesamte Gedicht zieht. Der Jäger findet sein Glück in der Wildnis, in den Jagdaktivitäten und in der Gesellschaft seiner Geliebten. Der Fokus liegt auf dem unmittelbaren Genuss des Lebens und der Abkehr von gesellschaftlichen Zwängen.
Das Gedicht zeichnet sich durch eine Mischung aus Naturbetrachtung, Jagdfreude und Liebesbekenntnis aus. Die Beschreibung der Jagd, mit dem Schall des Horns, den springenden Tieren und den Schüssen, vermittelt ein Gefühl von Lebendigkeit und Dynamik. Gleichzeitig wird die tiefe Verbundenheit des Jägers mit der Natur hervorgehoben, indem der Wald als „Gottes Haus“ bezeichnet wird, in dem sein Atem weht. Die Beziehung zur Geliebten, dem „Dirnel“, wird durch das Detail des geschwärzten Augenlids, das sie scheinbar nicht stört, auf humorvolle Weise dargestellt. Dies deutet auf eine tiefe und unkomplizierte Liebe hin, die frei von den Sorgen der Welt ist.
Die Sehnsucht nach einem Leben in Freiheit und Abgeschiedenheit von der Gesellschaft ist ein zentrales Thema. Der Jäger wünscht sich, mit seiner Geliebten im Wald zu leben, ein Hüttchen aus immergrünen Zweigen zu bauen und sich vom „grauen Dorf“ zu distanzieren. Er lehnt konventionelle Werte und die Autorität der Kirche ab, was durch seine Bitte ausgedrückt wird, dass sein Grab im Wald liegt und nicht mit einem Kreuz versehen ist. Dies unterstreicht seinen Wunsch nach einem einfachen, naturnahen Leben ohne gesellschaftliche Beschränkungen und eine tiefe Abneigung gegen die Weltlichkeit.
Die Sprache des Gedichts ist einfach und direkt, was seine zugängliche und fröhliche Natur unterstreicht. Die Reime und der rhythmische Aufbau erleichtern das Lesen und tragen zur Lebendigkeit des Gedichts bei. Die Verwendung von Bildern wie dem schallenden Jagdhorn, den springenden Tieren und dem grünen Wald schafft eine lebendige Szenerie, die die Fantasie des Lesers anregt. Das Gedicht ist ein Loblied auf die Freiheit, die Natur und die Liebe und bietet ein romantisches Bild des Lebens eines Jägers, der sich von den Zwängen der Welt befreit hat.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.