Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , , ,

In Hellbrunn

Von

Wieder folgend der blauen Klage des Abends
Am Hügel hin, am Frühlingsweiher –
Als schwebten darüber die Schatten lange Verstorbener,
Die Schatten der Kirchenfürsten, edler Frauen –
Schon blühen ihre Blumen, die ernsten Veilchen
Im Abendgrund, rauscht des blauen Quells
Kristallne Woge. So geistlich ergrünen
Die Eichen über den vergessenen Pfaden der Toten,
Die goldene Wolke über dem Weiher.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: In Hellbrunn von Georg Trakl

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „In Hellbrunn“ von Georg Trakl taucht den Leser in eine melancholische und spirituelle Atmosphäre, in der die Grenze zwischen Leben und Tod verschwimmt. Der Titel selbst, der auf einen Ort in Salzburg verweist, deutet auf eine konkrete, reale Szenerie hin, die jedoch durch die düstere Symbolik des Dichters in eine traumartige, fast unwirkliche Landschaft verwandelt wird. Trakl schafft es, durch die Verwendung von Bildern, die an Verfall, Erinnerung und Transzendenz erinnern, eine tiefe Trauer zu evozieren, die von der Natur widergespiegelt wird.

Der erste Vers „Wieder folgend der blauen Klage des Abends“ etabliert sofort den tonalen Grundklang des Gedichts: Melancholie und Trauer. Die Farbe Blau, oft mit Trauer und Sehnsucht assoziiert, wird mit der Klage des Abends in Verbindung gebracht, was die Stimmung noch verstärkt. Die folgenden Zeilen beschreiben eine Szenerie am Hügel und am Frühlingsweiher, die von Schatten überschattet wird. Diese „Schatten lange Verstorbener“, darunter „Kirchenfürsten“ und „edle Frauen“, verleihen dem Ort eine geheimnisvolle, fast gespenstische Präsenz. Die Verbindung zu den Toten ist allgegenwärtig und prägt die gesamte Landschaft.

Die Natur wird in dieser düsteren Szenerie zu einem Spiegel der menschlichen Erfahrung. „Schon blühen ihre Blumen, die ernsten Veilchen / Im Abendgrund“ deutet auf eine zyklische Natur hin, in der Tod und neues Leben eng miteinander verbunden sind. Die Veilchen, oft als Symbol für Bescheidenheit und Trauer interpretiert, blühen in der Abenddämmerung, was die Vergänglichkeit des Lebens betont. Der „blaue Quell“ und die „goldene Wolke“ bieten zwar visuelle Kontraste, unterstreichen aber letztendlich die spirituelle Dimension des Gedichts. Das „geistliche Ergrünen“ der Eichen über den „vergessenen Pfaden der Toten“ verdeutlicht die Verschmelzung von Natur und Tod, wobei die Natur als ewiger Zeuge dient.

Trakls Sprache ist von einer intensiven Bildhaftigkeit geprägt, die es ihm ermöglicht, die Atmosphäre der Trauer und der Melancholie zu verstärken. Die Verwendung von Adjektiven wie „blau“, „ernst“, „goldene“ und „vergessenen“ erzeugt eine dichte, sinnliche Erfahrung. Die wiederholte Verwendung von Farben und die Betonung von Licht und Schatten tragen zur Schaffung einer traumartigen, fast surrealen Atmosphäre bei. Das Gedicht ist somit nicht nur eine Beschreibung eines Ortes, sondern eine Meditation über die Themen Tod, Erinnerung und die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens. Es lädt den Leser ein, in die Tiefen der eigenen Seele einzutauchen und die Schönheit in der Trauer zu finden.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.