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In böser Stunde

Von

Ein schwaches Stäbchen ist die Liebe,
Das deiner Jugend Rebe trägt,
Das wachsend bald der Baum des Lebens
Mit seinen Ästen selbst zerschlägt.

Und drängtest du mit ganzer Seele
Zu allerinnigstem Verein,
Du wirst am Ende doch, am Ende
Nur auf dir selbst gelassen sein.

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Gedicht: In böser Stunde von Theodor Storm

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „In böser Stunde“ von Theodor Storm, thematisiert die Fragilität und letztendliche Vergänglichkeit der Liebe sowie die Einsamkeit, die am Ende des Lebens auf den Menschen wartet. Der Dichter greift zu Metaphern aus der Natur, um seine Botschaft zu vermitteln, wodurch er die Themen auf eine tiefere, symbolische Ebene hebt. Die „Liebe“ wird als „schwaches Stäbchen“ beschrieben, das die „Jugend Rebe“ trägt, ein Bild der frühen Lebensphase, in der die Liebe wie eine zarte Ranke das junge Leben stützt und begleitet.

Die folgenden Verse offenbaren die paradoxe Natur der Liebe, denn dieses zarte „Stäbchen“, das die Hoffnung auf Gemeinschaft und Zusammenhalt verkörpert, wird letztendlich zum Urheber des eigenen Untergangs. Es wird zum „Baum des Lebens“, der sich mit seinen eigenen Ästen selbst zerschlägt. Diese Zeilen deuten darauf hin, dass die Liebe, obgleich sie anfangs als Quelle des Lebens und der Freude erscheint, im Laufe der Zeit zu einer Quelle der Zerstörung und des Leids werden kann. Diese Zerstörung ist entweder auf äußere Umstände oder auf die Komplexität der Beziehung selbst zurückzuführen.

Die zweite Strophe verstärkt diesen pessimistischen Ton. Unabhängig davon, wie intensiv man sich nach inniger Vereinigung sehnt und wie sehr man sich bemüht, eine tiefe Bindung einzugehen, am Ende bleibt der Mensch auf sich selbst zurückgeworfen. Die Wiederholung „am Ende“ unterstreicht die Unausweichlichkeit dieser Isolation. Die metaphysische Tragik liegt in der Erkenntnis, dass der Mensch, trotz all seiner Bemühungen um Nähe und Verbundenheit, letztendlich mit seiner eigenen Einsamkeit konfrontiert wird.

Storms Gedicht ist somit ein düsteres, aber ehrliches Resümee über die Liebe und das Leben. Es zeichnet ein Bild von Zerbrechlichkeit, Vergänglichkeit und der unvermeidlichen Einsamkeit des Menschen. Die Naturmetaphern, die er verwendet, unterstreichen die universelle Gültigkeit dieser Erfahrung. Sie spiegeln die zyklische Natur des Lebens wider, in dem Wachstum, Blüte, Zerstörung und letztlich die Rückkehr zur Einsamkeit untrennbar miteinander verbunden sind.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.