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Immer leiser wird mein Schlummer

Von

Immer leiser wird mein Schlummer,
Nur wie Schleier liegt mein Kummer
Zitternd über mir.
Oft im Traume hör ich dich
Rufen drauß vor meiner Tür,
Niemand wacht und öffnet dir,
Ich erwach und weine bitterlich.

Ja, ich werde sterben müssen,
Eine Andre wirst du küssen,
Wenn ich bleich und kalt.
Eh die Maienlüfte wehn,
Eh die Drossel singt im Wald:
Willst du mich noch einmal sehn,
Komm, o komme bald!

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Gedicht: Immer leiser wird mein Schlummer von Hermann Lingg

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Immer leiser wird mein Schlummer“ von Hermann Lingg ist ein ergreifendes Ausdruck der Todessehnsucht und des Abschieds. Es zeichnet das Bild einer sterbenden Person, die sich nach der Anwesenheit der geliebten Person sehnt und die traurige Gewissheit des bevorstehenden Verlustes mit allen damit verbundenen Ängsten und Schmerzen teilt. Die Verwendung einfacher, eindringlicher Sprache verstärkt die emotionale Wirkung des Gedichts.

Das Gedicht ist in zwei Hauptstrophen unterteilt, die jeweils die innere Welt der sterbenden Person reflektieren. In der ersten Strophe beschreibt die Person ihren zunehmenden körperlichen Verfall („Immer leiser wird mein Schlummer“) und das Verweilen des Kummers wie ein Schleier über ihr. Die Träume von der geliebten Person, die draußen vor der Tür ruft, werden als Zeichen der Sehnsucht und des unerfüllten Wunsches interpretiert. Die Einsamkeit und das Gefühl der Isolation werden durch die Tatsache betont, dass niemand die Tür öffnen kann. Das Aufwachen aus diesen Träumen und das bittere Weinen unterstreichen die Verzweiflung und Hilflosigkeit.

Die zweite Strophe geht direkter auf den Tod und das Loslassen der geliebten Person ein. Die Erkenntnis, dass die geliebte Person bald eine andere küssen wird, und die Vorstellung, dass die sterbende Person schon „bleich und kalt“ sein wird, drücken die tiefsten Ängste und die Gewissheit des Todes aus. Der Appell, „komm, o komme bald!“, ist ein verzweifelter Ruf nach Liebe und Trost, eine letzte Hoffnung, die geliebte Person noch einmal zu sehen, bevor das Leben endgültig endet.

Die Natur spielt in dem Gedicht eine subtile, aber bedeutende Rolle. Die Erwähnung der „Maienlüfte“ und der „Drossel“ im Wald deutet auf die Schönheit und das Erwachen der Natur im Frühling hin, während die sterbende Person ihrem Tod entgegenblickt. Dieser Kontrast zwischen dem Leben und der Freude der Natur und dem nahenden Tod verstärkt die Tragik und die Verlorenheit des lyrischen Ichs. Das Gedicht zeichnet ein Bild von Liebe, Verlust und der unausweichlichen Gewissheit des Todes, wobei die Sehnsucht nach der geliebten Person eine zentrale Rolle spielt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.