In Sommerbäder
 Reist jetzt ein jeder
 Und lebt famos.
 Der arme Dokter,
 Zu Hause hockt er
 Patientenlos.
Von Winterszenen,
 Von schrecklich schönen,
 Träumt sein Gemüt,
 Wenn, Dank der Götter,
 Bei Hundewetter
 Sein Weizen blüht.
In Sommerbäder
 Reist jetzt ein jeder
 Und lebt famos.
 Der arme Dokter,
 Zu Hause hockt er
 Patientenlos.
Von Winterszenen,
 Von schrecklich schönen,
 Träumt sein Gemüt,
 Wenn, Dank der Götter,
 Bei Hundewetter
 Sein Weizen blüht.

Das Gedicht „Im Sommer“ von Wilhelm Busch zeichnet in humorvoller Weise ein kontrastreiches Bild der Sommerzeit und deren Auswirkungen auf den Alltag. Es beginnt mit der Beschreibung der allgemeinen Reiselust und des Vergnügens, das die Menschen in den Sommermonaten genießen, insbesondere im Kontext der Sommerbäder. Der Verfasser betont die scheinbare Sorglosigkeit und den Reichtum, der mit dieser Jahreszeit verbunden ist, indem er von einem „jeder“ spricht, der reist und „famos“ lebt.
Der zweite Teil des Gedichts stellt einen deutlichen Gegensatz dar, indem er die Situation des „armen Dokters“ beleuchtet. Während alle anderen das sommerliche Vergnügen genießen, ist der Doktor zu Hause und hat keine Patienten, was auf seine wirtschaftliche Notlage hinweist. Busch schafft hier eine ironische Pointe, indem er die allgemeine Freude und das Vergnügen mit der Einsamkeit und dem Mangel des Doktors kontrastiert. Der Doktor ist offenbar ein Opfer des Sommerwetters, da seine Klienten sich in Urlaub befinden.
Die zweite Strophe vertieft das Gefühl der Sehnsucht und des Kontrasts, indem sie die Träume des Doktors thematisiert. Er träumt von „Winterszenen“ und „schrecklich schönen“ Ereignissen, was andeutet, dass er die Kälte und die Unannehmlichkeiten des Winters als willkommene Abwechslung zu seiner aktuellen Situation empfindet. Die Ironie wird durch den letzten Reim verstärkt, der das „Hundewetter“ mit der Blüte des Weizens in Verbindung bringt. Dies deutet darauf hin, dass der Doktor selbst bei schlechtem Wetter untätig ist, obwohl er sich nach Arbeit sehnt.
Busch nutzt in diesem Gedicht eine einfache Sprache und einen prägnanten Stil, um seine Botschaft zu vermitteln. Die Reimstruktur und die kurzen Verse tragen zur humorvollen Wirkung bei und machen das Gedicht leicht zugänglich. Der Autor kritisiert auf subtile Weise die Ungleichheit und die ungleiche Verteilung von Glück und Erfolg, indem er die scheinbare Sorglosigkeit der Sommergäste mit der Notlage des Doktors kontrastiert. Das Gedicht ist somit eine humorvolle Beobachtung der menschlichen Natur und der Ironie des Lebens.
Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.