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Quecksilber

Von

So zierlich wie Keine
Kann Trudchen alleine
Sich wenden und drehn, –
Hübsch ist es zu sehn!

Im schwingenden Seile
Da hüpft sie mit Eile,
Mit eins, zwei und drei,
Springt niemals vorbei.

Sie tanzt so manierlich,
Behende und zierlich,
Und läuft so geschwind
Einher wie der Wind.

Fast scheint sie zu fliegen,
Kann Keiner sie kriegen!
Fast hat man sie schon, –
Husch! ist sie davon.

Ja tanzen und springen,
Das will ihr gelingen,
Ach, wenn nur so schwer
Das Sitzen nicht wär!

Sie hat solche kleine
Quecksilberne Beine,
Die halten nicht still,
Selbst wenn sie es will.

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Gedicht: Quecksilber von Heinrich Seidel

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Quecksilber“ von Heinrich Seidel beschreibt auf verspielte und poetische Weise das lebhafte und ungebundene Wesen eines Mädchens namens Trudchen. Ihre Bewegungen sind mit Leichtigkeit und Schnelligkeit dargestellt, fast wie ein fliegendes oder springendes Wesen, das der Realität und den Erwartungen zu entgleiten scheint. Die Vergleiche mit „Quecksilberne Beine“ und das Bild, wie Trudchen „mit Eile“ im Seil hüpft, verstärken den Eindruck einer fast übermenschlichen Beweglichkeit und Unruhe.

Die ständige Bewegung und das hektische Treiben von Trudchen – „springt niemals vorbei“ und „läuft so geschwind“ – vermitteln die Vorstellung einer Person, die in ihrer Jugend und Lebensfreude keine Ruhe kennt. Die wiederholte Verwendung von „fast“ – wie in „Fast scheint sie zu fliegen“ und „Fast hat man sie schon“ – lässt die Flüchtigkeit ihrer Existenz spürbar werden. Trudchen ist jemand, der für einen Augenblick zu fassen ist, aber im nächsten Moment schon wieder entwischt. Diese Dynamik und Unberechenbarkeit erzeugen eine bildhafte Darstellung des Lebens in seiner schnelllebigen, unaufhaltsamen Bewegung.

Der Refrain „Ach, wenn nur so schwer das Sitzen nicht wär“ bringt einen Kontrast zu ihrer ständigen Bewegung und zeigt eine gewisse Frustration oder den Wunsch, diese Unruhe abzulegen und endlich Ruhe zu finden. Doch ihre „quecksilbernen Beine“, die „nicht stillhalten“ können, sind ein Symbol für ihre Unfähigkeit, sich dauerhaft zu beruhigen oder sich festzulegen. Der Vergleich mit Quecksilber, das sich ständig verändert und nicht fassbar ist, verstärkt die Vorstellung von einer freigeistigen, lebhaften Persönlichkeit, die in ihrer Beweglichkeit und Lebendigkeit gefangen ist.

Insgesamt lässt sich das Gedicht als eine Darstellung der Ungebundenheit und Lebensfreude verstehen, die in Trudchen verkörpert wird. Sie ist der Inbegriff von Leichtigkeit und Schnelligkeit, jemand, der sich dem festen Greifen der Welt entzieht und in einem ständigen Tanz des Lebens verweilt. Seidel fängt auf charmante Weise die Essenz der Jugend und der Bewegung ein und illustriert, wie die Fähigkeit zur Bewegung und zur Veränderung die Natur des Lebens prägt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.