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Hans Huttens Ende

Von

Laut rufet Herr Ulrich, der Herzog, und sagt:
»Hans Hutten reite mit auf die Jagd,
Im Schönbuch weiß ich ein Mutterschwein,
Wir schießen es für die Liebste mein.«

Und im Forst sich der Herzog zum Junker wandt:
»Hans Hutten, was flimmert an deiner Hand?«
»Herr Herzog, es ist halt ein Ringelein,
Ich hab es von meiner Herzliebsten fein.«

»Herr Hans, du bist ja ein stattlicher Mann,
Hast gar auch ein güldenes Kettlein an.« –
»Das hat mir mein herziger Schatz geschenkt
Zum Zeichen, daß sie noch meiner gedenkt.«

Und der Herzog blicket ihn schrecklich an:
»So? das hat alles dein Schatz getan!
Der Trauring ist es von meinem Weib,
Das Kettlein hing ich ihr selbst um den Leib.«

O Hutten, gib deinem Rappen den Sporn,
Schon rollet des Herzogs Auge im Zorn;
Flieh, Hutten, es ist die höchste Zeit,
Schon reißt er das blinkende Schwert aus der Scheid!

»Dein Schwert raus, Buhler, mich dürstet sehr,
Zu sühnen mit Blut meines Bettes Ehr!«
Flugs, Junker, ein Stoßgebetlein sprich,
Wenn Ulrich haut, haut er fürchterlich.

Es krachen die Rippen, es bricht das Herz;
Ruhig wischet Ulrich das blutige Erz,
Ruhig nimmt er des ledigen Pferdes Zaum,
Und hänget die Leich an den nächsten Baum.

Es steht eine Eiche im Schönbuchwald,
Gar breit in den Ästen und hochgestalt;
Zum Zeichen wird sie Jahrhunderte stahn,
Hier hing der Herzog den Junker dran.

Und wenn man den Herzog vom Lande jagt,
Sein Name bleibt ihm, sein Schwert; er sagt:
»Mein Name, er verdorret ja nimmermehr,
Und gerächet hab ich des Hauses Ehr.«

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Gedicht: Hans Huttens Ende von Wilhelm Hauff

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Hans Huttens Ende“ von Wilhelm Hauff ist eine düstere Ballade, die von Eifersucht, Verrat und Tod erzählt. Die Geschichte spielt in einem Wald, dem Schönbuch, und handelt von dem Junker Hans Hutten, der aufgrund einer Affäre mit der Frau des Herzogs Ulrich sein Leben verliert. Die Ballade entfaltet sich in einer linearen Erzählweise und beginnt mit einer Einladung des Herzogs zur Jagd, wobei der Leser frühzeitig die bevorstehende Tragödie erahnt.

Die ersten Strophen etablieren die Szenerie und charakterisieren die Figuren. Der Herzog lädt Hans Hutten zur Jagd ein und befragt ihn über Schmuck, den Hans trägt. Diese Fragen sind der Auftakt zu dem Aufdecken von Hans’ Affäre. Der Schmuck, ein Ring und ein Kettchen, entlarven die Wahrheit: Es sind Geschenke der Herzogin, die er als Zeichen ihrer Liebe erhalten hat. Der Herzog, der die Täuschung erkennt, ist von Wut erfüllt, was sich in seinem „schrecklichen“ Blick manifestiert. Die Spannung steigt kontinuierlich, und der Leser erwartet den Ausbruch der Gewalt.

Die zentralen Strophen zeigen den Höhepunkt der Eskalation. Der Herzog greift zum Schwert und fordert Hans zum Kampf. Hans, der die Gefahr erkennt, fleht um Gottes Beistand. Der Herzog handelt brutal und tötet Hans mit einem einzigen Hieb. Anschließend wird die Leiche des Junkers an einer Eiche im Wald aufgehängt. Diese grausamen Details unterstreichen die unbarmherzige Rache des Herzogs und die Tragweite der Tat. Die Eiche wird zum Mahnmal für Hans‘ tragisches Ende.

Die abschließenden Strophen beleuchten die Perspektive des Herzogs. Obwohl er geächtet und aus dem Land vertrieben wird, rechtfertigt er seine Tat. Er betont die Wiederherstellung der Ehre seines Hauses und lässt seine Tat als gerechtfertigt erscheinen. Diese Sichtweise offenbart die Komplexität des Ehrenbegriffs im Kontext der Zeit und wirft Fragen nach Schuld und Sühne auf. Die Ballade endet mit einem Gefühl der Tragik und des Verlustes, aber auch mit einer Ahnung von der Vergänglichkeit menschlichen Ruhms und der unerbittlichen Natur der Rache.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.