Ein Blumenglöckchen
Vom Boden hervor
War früh gesprosset
In lieblichem Flor;
Da kam ein Bienchen
Und naschte fein.
Die müssen wohl beide
Für einander sein.
Gleich und gleich
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Gleich und gleich“ von Johann Wolfgang von Goethe ist ein kurzes, simples Gedicht, das in seiner Kürze eine bezaubernde Botschaft über die Harmonie und die natürliche Anziehung zwischen zwei Wesen vermittelt. Das Gedicht fängt die Unschuld und Einfachheit eines idyllischen Moments ein, indem es die Begegnung eines Blumenglöckchens und einer Biene schildert. Die Sprache ist schlicht und direkt, was die Zugänglichkeit des Gedichts für den Leser unterstreicht.
Der Kern der Interpretation liegt in der schlichten Beobachtung: Ein Blumenglöckchen, das aus dem Boden sprießt, wird von einer Biene besucht, die Nektar nascht. Die scheinbar einfache Feststellung, dass „die müssen wohl beide / für einander sein“, ist dabei der entscheidende Punkt. Sie ist ein sanfter Hinweis auf die Idee der gegenseitigen Anziehung und des füreinander Bestimmt-Seins. Das Gedicht beschreibt nicht nur eine zufällige Begegnung, sondern deutet auf eine tieferliegende Ordnung oder Harmonie in der Natur hin. Die Biene und das Blumenglöckchen scheinen füreinander geschaffen, da die Biene den Nektar benötigt, den das Blumenglöckchen bietet.
Die Metapher der „Gleichheit“ wird hier auf subtile Weise eingesetzt. Es geht nicht nur um die körperliche Passung, sondern auch um die Übereinstimmung von Bedürfnissen und Möglichkeiten. Das Blumenglöckchen bietet, was die Biene sucht, und die Biene trägt zur Bestäubung des Blumenglöckchens bei. Das Gedicht feiert somit die natürliche Ordnung, in der Dinge zueinander passen und sich gegenseitig ergänzen. Es ist eine sanfte Ermahnung, die Schönheit in der Einfachheit zu sehen und die Harmonie in den kleinen Dingen des Lebens zu erkennen.
Goethe vermeidet hier jede Überinterpretation. Er verzichtet auf allzu komplexe Bilder oder eine allzu tiefgründige Analyse. Stattdessen bietet er eine Momentaufnahme, die genügend Raum für die Vorstellungskraft des Lesers lässt. Die Schlichtheit des Gedichts, seine klare Sprache und die unkomplizierte Botschaft machen es zu einem zeitlosen Stück, das bis heute Leser jeden Alters anspricht und dazu einlädt, die Welt mit offenen Augen zu betrachten. Die Aussage „gleich und gleich“ wird dadurch nicht nur als Beschreibung eines natürlichen Kreislaufs verständlich, sondern auch als eine Metapher für das Finden des passenden Partners im Leben interpretiert.
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Lizenz und Verwendung
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