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Gesellschaft

Von

Sind wir jung und sind nicht alt,
Lieder haben viel Gewalt,
Machen leicht und machen schwer,
Ziehen deine Seele her.

Leben gibt es nah und fern,
Was ich zeige, seht ihr gern –
Nicht die Schwere vieler Erden,
Nur die spielenden Gebärden.

Vieles, was mir Freude schafft,
Fühl ich hier herangeflogen,
Aber gar so geisterhaft:
Glücklich – bin ich wie betrogen!

Einen hellen Widerschein
Sehe ich im Kreise wandern-.
Spürt auch jeder sich allein,
Spürt sich doch in allen andern.

Und wie zwischen leichten Lichtern
Flattert zwischen den Gesichtern
Schwaches Lachen hin und her.

Lieder machen leicht und schwer!

Lieder haben große Kraft –
Leben gibt es nah und fern.

Was sie reden, hör ich gern,
Sei es immer geisterhaft.

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Gedicht: Gesellschaft von Hugo von Hofmannsthal

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Gesellschaft“ von Hugo von Hofmannsthal erkundet auf melancholische Weise die komplexen Erfahrungen innerhalb einer sozialen Gruppe, möglicherweise einer Gesellschaft oder einer Runde von Freunden. Die Stimmung ist von einer gewissen Unbestimmtheit und einem Gefühl der Entfremdung geprägt, das sich in der Wahrnehmung der Welt als „geisterhaft“ ausdrückt. Die ersten Strophen deuten auf die Macht von Liedern und Erlebnissen hin, die sowohl erfreuen als auch belasten können, und suggerieren die Fähigkeit, die Seele des Einzelnen zu beeinflussen und ihn in die Gemeinschaft zu ziehen.

Im Zentrum des Gedichts steht die Beobachtung einer gespaltenen Realität. Einerseits gibt es die Faszination durch das, was die Gesellschaft bietet: Freude, „spielende Gebärden“ und ein Gefühl der Zugehörigkeit, ausgedrückt im flüchtigen Austausch von Lachen. Andererseits existiert eine tiefe Sehnsucht nach Verbundenheit und Verständnis, die jedoch durch eine unterschwellige Einsamkeit getrübt wird. Die Zeile „Spürt auch jeder sich allein, / Spürt sich doch in allen andern“ verdeutlicht dieses Paradox. Der Einzelne scheint sich sowohl von der Gruppe isoliert zu fühlen als auch in ihr aufgehoben.

Das Gedicht thematisiert die Dualität von Nähe und Distanz in sozialen Beziehungen. Die Gesellschaft wird als flüchtige und vergängliche Erfahrung dargestellt. Die „leichten Lichter“ und das „schwache Lachen“ symbolisieren die Oberflächlichkeit und die flüchtige Natur des sozialen Kontakts. Die Wiederholung des Verses „Lieder machen leicht und schwer!“ unterstreicht die Ambivalenz der gesellschaftlichen Erfahrungen. Lieder und Erlebnisse können Freude bereiten, aber auch tiefe Gefühle auslösen und die Seele belasten.

Die abschließenden Zeilen verstärken den Eindruck einer Sehnsucht nach Tiefe und Sinn. Die Zeile „Sei es immer geisterhaft“ suggeriert, dass die Suche nach Erfüllung und Verständnis in der Gesellschaft zwar schwierig sein kann, aber dennoch von Bedeutung ist. Das Gedicht endet mit einer offenen Frage und lässt den Leser in der Ambivalenz der menschlichen Natur und des gesellschaftlichen Miteinanders zurück. Es ist eine Reflexion über die menschliche Erfahrung in der Gesellschaft, die durch ihre feine Melancholie und ihren melancholischen Ton gekennzeichnet ist.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.