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Gesanges Erwachen

Von

Könnt′ ich einmal wieder singen,
Wär′ ich wiederum gesund,
Aber noch will′s Herz zerspringen,
Und im Trauern schweigt der Mund.

Kaum, daß die so leise Klage
Aus dem vollen Busen drang,
Wie an einem Wintertage
Oft schon halb ein Vogel sang.

Wie aus Wolken eng verschlossen
Halb oft dringt ein Sonnenblick,
Bald von Regen übergossen,
Wiederkehrt in sich zurück,

Also hellte mein Gemüte
Ach nur kurz ein lichter Traum,
Und vom aufgeweckten Liede
Hallten diese Töne kaum.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Gesanges Erwachen von Justinus Kerner

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Gesanges Erwachen“ von Justinus Kerner handelt von der Sehnsucht nach dem Gesang als Ausdruck von Heilung und innerem Gleichgewicht. Das lyrische Ich, geplagt von Trauer und Schmerz, sehnt sich nach der Fähigkeit, wieder zu singen, da es dies mit Gesundheit und Lebensfreude assoziiert. Der erste Vers drückt diesen Wunsch deutlich aus und deutet an, dass der Verlust der Stimme und der Gesangsfähigkeit untrennbar mit dem emotionalen Leiden des lyrischen Ichs verbunden ist. Die Strophen beschreiben den Zustand der Stille und des blockierten Ausdrucks, in dem das Herz fast zu zerbrechen droht.

Die zweite Strophe führt das Bild eines Vogels ein, der an einem Wintertag versucht zu singen, aber nur einen schwachen, unvollkommenen Gesang hervorbringt. Dieses Bild dient als Metapher für das eigene gescheiterte Bemühen des lyrischen Ichs, seinen Schmerz in Gesang zu verwandeln. Die „leise Klage“ des Ichs erinnert an den unvollständigen Gesang des Vogels, was die Unfähigkeit des Ichs, sich vollständig auszudrücken, unterstreicht. Die Verwendung des Wortes „kaum“ betont die Schwierigkeit und die geringe Hoffnung auf eine vollständige Heilung.

Die dritte Strophe vergleicht den Zustand des lyrischen Ichs mit einem Sonnenblick, der nur kurz aus den Wolken hervorbricht, bevor er wieder verschwindet und von Regen abgelöst wird. Dieses Bild verstärkt das Gefühl der Vergänglichkeit und des Scheiterns. Ein Lichtblick der Hoffnung oder des Glücks scheint nur kurz auf, bevor er vom Schmerz wieder überwältigt wird. Dies zeigt die Zerrissenheit des lyrischen Ichs zwischen Hoffnung und Verzweiflung.

Die letzte Strophe fasst die vorherigen Bilder zusammen und resümiert den Zustand des lyrischen Ichs. Ein „lichter Traum“ hellt die Seele nur kurz auf, bevor er wieder verblasst. Der Gesang, der erwachen sollte, bleibt nur in Ansätzen hörbar. Das Gedicht endet mit einem Gefühl der Sehnsucht und des unerfüllten Wunsches, der durch das Scheitern des Gesangs symbolisiert wird. Es ist ein Gedicht über die Hoffnungslosigkeit angesichts von Trauer und die Suche nach einem Weg, diese zu überwinden, der jedoch noch nicht gefunden wurde.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.