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Gesang der Wale

Von

Nun schwimmen wir wieder ohne Begehren,
Wir ahnen der Welten Sehnsuchtsziel –
Und wollen uns Garnichts weiter erklären,
Wir bleiben beim großen Ahnungsspiel.
Und tun wir auch vielen Skorpionen leid,
Wir sind doch die Weisen – im Narrenkleid.

Wo du auch hinüberfliehst,
Niemals kommst Du an das letzte Ziel!
Preise jede Welt und auch die Sterne.
Alles, was du hier so siehst,
Ist ja nur ein feines Lichterspiel,
Eine große Wunderweltlaterne.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Gesang der Wale von Paul Scheerbart

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Gesang der Wale“ von Paul Scheerbart präsentiert eine mystische und philosophische Betrachtung der Welt und des Daseins, verpackt in eine scheinbar einfache Sprache und beinahe spielerische Metaphorik. Der Gesang der Wale wird hier zum Ausdrucksmittel einer weisen, doch zugleich bescheidenen Perspektive, die sich von der Welt der Erklärungen und des Begehrens abwendet, um sich dem „großen Ahnungsspiel“ zu widmen. Dies deutet auf eine tiefe Verbundenheit mit der Natur und eine Akzeptanz des Unbekannten hin.

Im ersten Teil des Gedichts betonen die Wale ihre Distanz zum Begehren und ihre Hinwendung zu einem „Sehnsuchtsziel“, das jedoch nicht weiter erklärt wird. Diese Zurückhaltung suggeriert eine Akzeptanz der Unfassbarkeit der Welt und eine Konzentration auf das intuitive Verstehen, das durch das „Ahnungsspiel“ verkörpert wird. Die Verse lassen eine gewisse Überlegenheit erkennen, indem sie sich von den „Skorpionen“, möglicherweise ein Sinnbild für strebsame oder gar zerstörerische Kräfte, abgrenzen und sich selbst als „Weise – im Narrenkleid“ bezeichnen. Diese paradoxe Selbstbezeichnung unterstreicht die Weisheit, die in der scheinbaren Torheit und dem Verzicht auf dogmatische Antworten liegen kann.

Der zweite Teil des Gedichts wendet sich direkt an ein „Du“ und unterstreicht die Unendlichkeit des Erkenntnisweges. Die Zeile „Niemals kommst Du an das letzte Ziel!“ verweist auf die Unmöglichkeit, die Welt vollständig zu ergründen, und ermutigt stattdessen zur Wertschätzung der Vielfalt und Schönheit des Universums. Die Metapher der „Wunderweltlaterne“ veranschaulicht die Welt als ein faszinierendes Spiel von Licht und Schatten, ein Schauspiel, das stets neue Perspektiven und Entdeckungen bereithält.

Insgesamt ist das Gedicht eine Einladung zur Bescheidenheit und zur Ehrfurcht vor der Welt. Es plädiert für eine Akzeptanz des Geheimnisvollen und eine Hinwendung zum intuitiven Erleben, anstatt nach endgültigen Erklärungen zu suchen. Scheerbart verbindet hier poetische Schönheit mit philosophischer Tiefe und schafft so ein Werk, das zum Nachdenken über die Natur des Seins und die Grenzen des menschlichen Wissens anregt. Die Sprache ist leicht zugänglich, während die Botschaft von großer Relevanz und zeitloser Gültigkeit ist.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.