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Gellert′s Grabschrift

Von

Hier liegt – steh Wanderer, und schau!
Die Wahrheit schreibt:
“ Der beste Mann für eine Frau –
Und unbeweibt.
»Der beste Vater eines Sohns –
Und ohne Sohn.
„Der Würdigste des größten Lohns –
Und ohne Lohn.
»Der erste Weise seiner Zeit
Und ohne Rang.
»Es lauschten alle Söhne Teut′s,
Wenn Gellert sang.
»Sein Lohn ist dieser schlechte Stein. – –

Der Wandrer geht,
Wünscht alles in der Welt zu seyn,
Nur kein Poet.

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Gedicht: Gellert′s Grabschrift von Christian Friedrich Daniel Schubart

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Gellert’s Grabschrift“ von Christian Friedrich Daniel Schubart ist eine bittere und sarkastische Betrachtung des Lebens und des Vermächtnisses des Dichters Christian Fürchtegott Gellert. Es präsentiert eine Reihe von paradoxen Aussagen, die die Tragik eines Lebens hervorheben, das zwar von Tugend und Talent geprägt war, aber gleichzeitig von weltlichem Erfolg und irdischem Glück weitgehend ausgeschlossen blieb. Die Verwendung von direkten Zitaten, eingebettet in die Grabinschrift, verleiht dem Gedicht eine Authentizität und unterstreicht die objektive Beschreibung des Schicksals Gellerts.

Die ersten Strophen präsentieren eine Abfolge von positiven Attributen – „der beste Mann für eine Frau“, „der beste Vater eines Sohns“, „der Würdigste des größten Lohns“, „der erste Weise seiner Zeit“ – jeweils gefolgt von der ernüchternden Feststellung ihrer Abwesenheit im Leben Gellerts. Diese Gegenüberstellung erzeugt einen tiefen Kontrast und hebt die Ironie hervor, dass Gellert all diese positiven Eigenschaften besessen haben könnte, aber dennoch keinen der zugehörigen, weltlichen Früchte erntete. Der Hinweis auf Gellerts Popularität als Dichter, dargestellt durch die „lauschenden Söhne Teut’s“, verstärkt diese Ironie noch, da sein Ruhm im Widerspruch zu seinem Mangel an materiellem Erfolg steht.

Die abschließende Zeile der Grabinschrift, „Sein Lohn ist dieser schlechte Stein“, ist der Höhepunkt der Tragik. Sie reduziert das gesamte Lebenswerk Gellerts auf ein einfaches Grabmal, was eine ergreifende Kritik an der Ungerechtigkeit der Welt darstellt. Der „Wandrer“, der das Grab besucht, reagiert auf diese Botschaft mit dem Wunsch, alles andere in der Welt zu sein, nur kein Poet. Dies zeigt die abschreckende Wirkung des Gedichts und unterstreicht die Botschaft, dass Ruhm und Anerkennung, insbesondere für Künstler, oft mit Leid, Entbehrung und fehlendem weltlichen Erfolg einhergehen.

Das Gedicht ist ein deutliches Beispiel für die Romantik, die das Leid des Künstlers und die Unvereinbarkeit von Genialität und Glück thematisiert. Es ist eine Reflexion über die Wertschätzung von Talent und die Frage, ob der Ruhm und die Anerkennung, die ein Künstler erfährt, ausreichen, um die Opfer zu rechtfertigen, die er für seine Kunst bringen muss. Schubarts Gedicht dient als Mahnung und erinnert uns daran, dass wahre Größe nicht unbedingt mit sichtbarem Erfolg einhergeht, sondern oft im Verborgenen und in der Erinnerung an die von uns geschaffenen Werke und Leistungen weiterlebt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.