Am sechsten März ging in Schönbrunn
Ein Sturm wie sonst noch nie,
Der bracht in höchste Konfusion
Parterr und Menagerie.
Die Wipfel aber, die zuhöchst,
Sie säuselten darein.
Es muß den Starren gar so schwer,
Sich mal zu beugen, sein.
Gartennachricht
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Gartennachricht“ von Franz Grillparzer beschreibt in einfacher, aber eindringlicher Sprache die Folgen eines Sturms in Schönbrunn. Die knappe, präzise Beobachtung wird von einer leicht ironischen Distanz des Beobachters begleitet, was der Aussage eine besondere Note verleiht. Das Gedicht fängt mit dem Datum ein, was eine spezifische Zeitlichkeit andeutet und dem Ereignis einen konkreten Rahmen gibt.
Der erste Teil beschreibt die Zerstörung, die der Sturm anrichtet: „Der bracht in höchste Konfusion / Parterr und Menagerie“. Diese bildhafte Beschreibung betont die chaotische Natur des Sturms, der sowohl die geordneten Gartenanlagen (Parterr) als auch die Tiere in Aufruhr versetzt. Der Kontrast zwischen der Anarchie am Boden und dem Verhalten der Bäume in den Wipfeln wird durch das „Aber“ in der dritten Strophe aufgebaut. Die Bäume, die am höchsten stehen, scheinen unberührt vom Chaos, indem sie nur säuseln.
Die Ironie im Gedicht wird besonders in der letzten Strophe spürbar. Hier wird die Reaktion der „Starren“ thematisiert, also der Bäume im Gegensatz zu den Menschen. Es scheint, als sei es für die Bäume schwierig, sich dem Wind zu beugen, was eine menschliche Eigenschaft auf die Natur überträgt. Dies deutet auf eine gewisse Starrheit und vielleicht auch auf einen gewissen Stolz hin, der dem Sturm trotzt, obwohl er ihn beeinflusst. Die einfache Formulierung „sich mal zu beugen, sein“ verstärkt den ironischen Unterton, der das Gedicht durchzieht.
Insgesamt ist das Gedicht eine Beobachtung über die Dynamik von Natur und Starrheit, von Chaos und Ordnung. Es ist eine Momentaufnahme, die mit wenigen Worten ein komplexes Bild zeichnet und eine subtile Kritik an der Widerstandsfähigkeit oder dem Unwillen zur Veränderung vermittelt. Die präzise Beobachtung, die Verwendung von Kontrasten und der leichte ironische Unterton machen das Gedicht zu einem kleinen Meisterwerk der Beobachtung und Reflexion.
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