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Feuerfarb

Von

Ich weiss eine Farbe, der bin ich so hold,
die achte ich höher als Silber und Gold,
die trag‘ ich so gerne um Stirn und Gewand,
und habe sie genannt.

Wohl reizet die Rose mit sanfter Gewalt;
doch bald ist verblichen die süsse Gestalt:
drum ward sie zur Blume der geweiht;
bald schwindet ihr Zauber vom Hauche der Zeit.

Die Bläue des Himmels strahlt herrlich und mild;
drum gab man der dies freundliche Bild.
Doch trübet manch ein Wölkchen den Äther so rein;
so schleichen beim Treuen oft Sorgen sich ein.

Die Farbe des Schnees, so strahlend und licht,
heisst Farbe der ; doch dauert sie nicht.
Bald ist es verdunkelt, das blendende Kleid:
So trüben auch Unschuld Verleumdung und Neid.

Und Frühlings, von schmeichelnden Lüftchen entbrannt,
trägt Wäldchen und Wiese der Gewand.
Bald welken die Blätter und sinken hinab:
so sinkt der Hoffnungen liebste ins Grab.

Nur bleibt ewig, und wandelt sich nicht:
sie flammt wie der Sonne alleuchtendes Licht.
Ihr hab‘ ich mich ewig zu eigen geweiht.
Wohl dem, der ihr blitzendes Auge nicht scheut!

Warum ich, so fragt ihr, der Farbe so hold,
den heiligen Namen der gezollt? –
Weil flammender Schimmer von ihr sich ergiesst,
und ruhige Dauer sie schützend umschliesst.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Feuerfarb von Sophie Friederike Brentano

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Feuerfarb“ von Sophie Friederike Brentano ist eine lyrische Auseinandersetzung mit der Farbe Rot und ihrer Bedeutung im Kontext der menschlichen Erfahrung. Die Dichterin vergleicht die von ihr verehrte Farbe mit anderen, vergänglicheren Farbtönen und Elementen der Natur, um ihre besondere Qualität der Beständigkeit und Unvergänglichkeit hervorzuheben. Das Gedicht entfaltet sich in einer Reihe von Vergleichen, beginnend mit dem Bekenntnis der Autorin zu der „Feuerfarb“ und endet mit der Begründung ihrer Verehrung dieser Farbe.

Die Struktur des Gedichts folgt einem klaren Muster: Zuerst wird eine andere Farbe oder ein Naturelement vorgestellt, wie die Rose, die Bläue des Himmels, der Schnee oder die Frühlingslandschaft. Diese werden dann kurz beschrieben und hinsichtlich ihrer Flüchtigkeit und Vergänglichkeit kritisch betrachtet, um die Unbeständigkeit des Irdischen zu symbolisieren. Die Rose verblasst, der Himmel kann sich trüben, der Schnee schmilzt, und der Frühling verliert seine Blätter. Durch diese Kontraste wird die Einzigartigkeit und Überlegenheit der „Feuerfarb“ betont, die sich als einzige Farbe durch ewige Leuchtkraft auszeichnet.

Die poetische Sprache des Gedichts ist geprägt von einer einfachen, aber ausdrucksstarken Bildlichkeit. Die Autorin nutzt Metaphern und Vergleiche, um die Eigenschaften der verschiedenen Farben und Naturphänomene zu veranschaulichen. Die Rose, der Himmel, der Schnee und der Frühling werden personifiziert und mit menschlichen Eigenschaften in Verbindung gebracht. Die „Feuerfarb“ hingegen wird mit dem Licht der Sonne verglichen, was ihre erhabene und göttliche Natur unterstreicht. Die Verwendung von Reimschemata und der klare Rhythmus tragen zur musikalischen Qualität des Gedichts bei und verstärken seine emotionale Wirkung.

Die „Feuerfarb“ steht in diesem Gedicht für etwas, das über die Vergänglichkeit der Welt hinausgeht. Sie repräsentiert Beständigkeit, Leidenschaft und möglicherweise auch das Göttliche. Die Dichterin verbindet diese Farbe mit Ruhe und ewiger Flamme, was auf eine tiefe Sehnsucht nach etwas Unveränderlichem und Ewigen hindeutet. Durch die Wahl der Farbe Rot als Symbol für diese Qualitäten, drückt Brentano eine tiefe emotionale Verbundenheit und Wertschätzung für die Kraft und Schönheit des Unvergänglichen aus. Die letzten beiden Verse verdeutlichen die tiefe Verehrung und das Bekenntnis der Autorin zu dieser ewigen Flamme.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.