Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, ,

Es ist genug

Von

Es ist genug. Mein trübes Licht
Bereit′ sich zu erlöschen.
Ich hab′ vertan mein Recht und Pflicht
Und meiner Seel′ vergessen.

Es ist genug. Es weht ein Wind,
Weht nicht von Ost nach Norden.
Auf der Milchstraße wandert ein weißes Kind,
Ist nicht geboren worden.

Du über den Häusern heller Schein,
Wovon bist du so helle?
Stehst du um die Stirn einer Jungfrau rein
Oder brennt ein Sünder zur Hölle?

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Es ist genug von Klabund

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Es ist genug“ von Klabund ist ein melancholischer Blick auf das Lebensende und die damit einhergehende innere Leere und Sinnsuche. Der Titel selbst, der mehrfach in dem Gedicht anklingt, drückt eine tiefe Erschöpfung und Resignation aus. Der Sprecher scheint sein Leben als vergeudet zu betrachten, hat seine Chancen und Pflichten versäumt und dabei den Bezug zu seiner eigenen Seele verloren.

Die erste Strophe etabliert eine Atmosphäre der Düsternis und des nahenden Endes. Das „trübe Licht“, das sich „zu erlöschen“ bereitet, steht symbolisch für das Leben des Sprechers, das seinen Zenit überschritten hat und nun dem Ende entgegengeht. Die Zeilen deuten auf ein Gefühl des Versagens und der Schuld hin, da der Sprecher sein „Recht und Pflicht“ „vertan“ hat und seine „Seel′ vergessen“ hat. Dies lässt eine innere Leere erkennen, die durch die verlorenen Chancen und die Vernachlässigung des inneren Selbst verursacht wurde.

Die zweite Strophe führt eine surreale und metaphysische Dimension ein. Der „Wind“ weht in eine ungewöhnliche Richtung, und ein „weißes Kind“ wandert auf der „Milchstraße“, ohne jemals geboren worden zu sein. Diese Bilder weisen auf eine Auflösung von Raum und Zeit hin, eine Verschiebung der Realität, die den Zustand des Sprechers widerspiegelt. Diese seltsamen Bilder deuten auf eine Loslösung von der irdischen Welt hin, eine Sehnsucht nach etwas jenseits der menschlichen Erfahrung, möglicherweise nach Frieden oder Erlösung.

Die letzte Strophe richtet sich an einen „heller Schein“, eine Lichtquelle, die über den Häusern leuchtet. Die Frage, ob dieses Licht von der Stirn einer „Jungfrau rein“ oder von einem „Sünder zur Hölle“ stammt, deutet auf die Dichotomie von Reinheit und Sünde, Hoffnung und Verdammnis hin. Der Sprecher scheint zwischen diesen beiden Polen gefangen zu sein und sucht nach einer Antwort, nach einem Sinn, der ihm in seinem eigenen Leben gefehlt hat. Das Gedicht endet mit einer offenen Frage, die die Ungewissheit und die innere Zerrissenheit des Sprechers widerspiegelt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.