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Elis

Von

Vollkommen ist die Stille dieses goldenen Tags.
Unter alten Eichen
Erscheinst du, Elis, ein Ruhender mit runden Augen.

Ihre Bläue spiegelt den Schlummer der Liebenden.
An deinem Mund
Verstummten ihre rosigen Seufzer.

Am Abend zog der Fischer die schweren Netze ein.
Ein guter Hirt
Führt seine Herde am Waldsaum hin.
O! wie gerecht sind, Elis, alle deine Tage.

Leise sinkt
An kahlen Mauern des Ölbaums blaue Stille,
Erstirbt eines Greisen dunkler Gesang.

Ein goldener Kahn
Schaukelt, Elis, dein Herz am einsamen Himmel.

Ein sanftes Glockenspiel tönt in Elis′ Brust -.
Am Abend,
Da sein Haupt ins schwarze Kissen sinkt.

Ein blaues Wild
Blutet leise im Dornengestrüpp.

Ein brauner Baum steht abgeschieden da;
Seine blauen Früchte fielen von ihm.

Zeichen und Sterne
Versinken leise im Abendweiher.

Hinter dem Hügel ist es Winter geworden.

Blaue Tauben Trinken nachts den eisigen Schweiß,
Der von Elis′ kristallener Stirne rinnt.

Immer tönt
An schwarzen Mauern Gottes einsamer Wind.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Elis von Georg Trakl

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Elis“ von Georg Trakl ist eine tiefgründige und melancholische Reflexion über Tod, Vergänglichkeit und die Suche nach Frieden. Es entfaltet eine Atmosphäre von Stille und Isolation, die durch die wiederkehrenden Motive von Blau, Gold und Nacht geprägt ist. Der Name „Elis“ fungiert dabei als zentrales Symbol, als Bezeichnung für eine Figur, die bereits verstorben ist oder sich am Rande des Todes befindet.

Das Gedicht ist in einzelne, lose verbundene Bilder aufgeteilt, die zusammen ein komplexes Gefüge aus Trauer und Abschied bilden. Die Natur spielt eine wesentliche Rolle, oft als Spiegel der menschlichen Seele. So symbolisieren die „alten Eichen“ die Zeit und die Ewigkeit, während die „blauen Früchte“ des Baumes auf den Verlust und die Vergänglichkeit des Lebens verweisen. Die blaue Farbe, die in vielen Versen auftaucht, verstärkt den Eindruck von Melancholie und Sehnsucht nach einer anderen Welt. Das „blaue Wild“ und die „blauen Tauben“ stehen für Verletzlichkeit und das Leid der Kreatur.

Die Struktur des Gedichts ist durch Wiederholungen und Kontraste geprägt. Die Erwähnung von „Elis“ ist omnipräsent und verbindet die einzelnen Strophen miteinander. Gleichzeitig stehen Bilder von Ruhe und Harmonie wie „goldener Tag“ und „guter Hirt“ den düsteren Visionen von Blut, Eis und schwarzem Wind gegenüber. Diese Gegenüberstellung verstärkt das Gefühl der Zerrissenheit und des inneren Kampfes. Das „sanfte Glockenspiel“ in Elis‘ Brust deutet auf ein inneres, vielleicht religiöses Gefühl hin, das jedoch von der äußeren Welt der Dunkelheit und des Todes bedroht wird.

Trakls Gedicht ist geprägt von einer spezifischen Symbolik. Die „kahlen Mauern“ und das „Dornengestrüpp“ stehen für Isolation und Verletzlichkeit. Das „goldene Kahn“ symbolisiert die Reise der Seele in eine andere Welt, während das „schwarze Kissen“ den Tod und das Ende des irdischen Lebens darstellt. Der „einsame Wind“ und die „eisige Schweiß“ unterstreichen die Kälte und die Hoffnungslosigkeit, die das Gedicht durchdringen. Trakls Sprache ist bildhaft und dicht, wodurch das Gedicht eine tiefgreifende Wirkung auf den Leser hat. Es lädt dazu ein, über das eigene Leben, den Tod und die Suche nach Sinn und Trost nachzudenken.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.