Einst zerschlug mich die Einsamkeit
Einst zerschlug mich die Einsamkeit wie dumm Holz Scheit um Scheit,
Unter deiner Hand wurden die Wunden ein Traum,
Im gesunden Baum singen mit jungem Flaum deine Vögel.
Dein Herz hat das Wort »Weh« sterben gemacht,
Du hast warme Ähren auf die Felder gestellt,
Du wirst süße Trauben bescheren
Und endlich den Schnee, der den Winter erhellt.
Das Jahr wächst freundlich aus deinem Schoß,
Ich sehe staunend zu, wie reich du bist,
Und wie dein Reichtum nie ruht.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Einst zerschlug mich die Einsamkeit“ von Max Dauthendey beschreibt eine Metamorphose, eine Verwandlung aus tiefer Einsamkeit und Verletzlichkeit hin zu einem Zustand der Heilung, des Wachstums und des Reichtums, der durch die Liebe oder eine andere transformative Kraft ermöglicht wird. Das lyrische Ich reflektiert über einen vergangenen Zustand der Zerstörung, dargestellt durch das Bild des „dumm Holz Scheit um Scheit“, das durch die Einsamkeit zerschlagen wurde. Dieser destruktive Zustand wird kontrastiert durch die nachfolgende, transformative Einwirkung einer „du“, einer geliebten Person oder einer inneren Instanz, die die Wunden in Träume verwandelt.
Die zweite Strophe verdeutlicht den Heilungsprozess und das neu erwachte Leben. Die „Vögel“ symbolisieren die Lebensfreude, die im „gesunden Baum“ – dem erneuten Selbst des Ichs – singen. Das „Herz“ der „du“ hat das „Wort ‚Weh’“ sterben gemacht, was auf die Beseitigung von Schmerz und Leid hindeutet. Die Metaphern der „warmen Ähren“ und „süßen Trauben“ stehen für Fruchtbarkeit, Fülle und die positiven Auswirkungen der transformierenden Kraft. Der „Schnee, der den Winter erhellt“, deutet auf eine unerwartete, positive Wendung, die selbst in den dunkelsten Zeiten Hoffnung birgt.
Die dritte Strophe intensiviert das Gefühl der Bewunderung und des Staunens des lyrischen Ichs. Das Jahr, ein Symbol für Zeit und Wachstum, „wächst freundlich aus deinem Schoß“, was die zeugende und nährende Kraft der „du“ hervorhebt. Das Ich beobachtet ehrfürchtig, wie die „du“ eine unaufhörliche, unerschöpfliche Quelle des Reichtums darstellt. Dieser „Reichtum“ ist nicht nur materiell, sondern vor allem emotional und spirituell, da er die Fähigkeit zur Heilung, zum Wachstum und zur Freude verkörpert.
Insgesamt ist das Gedicht eine Ode an die transformative Kraft der Liebe oder einer anderen Quelle der Heilung. Es feiert die Fähigkeit, aus einem Zustand der Zerstörung und Einsamkeit in ein Leben voller Schönheit, Fülle und Freude zu gelangen. Die Sprache ist bildhaft und sinnlich, und die Metaphern von Natur und Wachstum unterstützen die zentrale Botschaft des Gedichts, die darin besteht, dass selbst die tiefsten Wunden durch die richtige Zuwendung geheilt werden können und neues Leben entstehen kann.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.