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Eine trübe Stunde

Von

Das hab′ ich wohl erfahren
In manchen bitt′ren Jahren,
Es giebt für mich kein Glück!
Wo Andre Rosen brechen,
Mich nur die Dornen stechen:
So will es mein Geschick.

Nie streckt′ ich meine Hände
Nach reichster Glückesspende,
Ich brauche wenig nur:
Ein freundliches Verstehen,
Ein geistiges Umwehen,
Und Trösterin Natur.

Allein: »du sollst entbehren,
Entbehrend dich verzehren!«
So sprach das Leben hart.
Was nützet eitle Klage,
Was nützet mir die Frage,
Warum dies Loos mir ward?

Ich gehe ruhig weiter,
Geduld ist mein Begleiter,
Ein kalter, trockner Freund;
Regt sich mein Geist zum Kämpfen,
Wird er den Aufschwung dämpfen,
Daß er sich selbst verneint!

Hebt Phantasie die Schwingen,
Entzückung mir zu bringen,
Die meine Sehnsucht stillt;
Flieh′ ich zurück zur Wahrheit
Und seh′ in bitt′rer Klarheit,
Es war ein täuschend Bild.

Ist′s wahr, daß solche Seelen,
Die sich nichts mehr verhehlen,
Schon sind des Todes Raub –
Muß bald mein Geist entschweben,
Dies täuschungsleere Leben
Hinsinken in den Staub!

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Gedicht: Eine trübe Stunde von Luise Büchner

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Eine trübe Stunde“ von Luise Büchner ist eine melancholische Selbstreflexion über die Erfahrung des Lebens und die scheinbare Aussichtslosigkeit des Glücks. Es zeichnet das Bild einer Frau, die in ihrem Leben von Leid und Enttäuschung geprägt wurde. Der Titel deutet bereits auf die vorherrschende Stimmung des Gedichts hin, eine Stunde des Kummers und der Trübsal, die sich durch das gesamte Werk zieht.

Büchner beginnt mit der Feststellung, dass sie in ihrem Leben kein Glück erfahren hat. Wo andere Freude und positive Erfahrungen machen, erfährt die Sprecherin Schmerz und Leid. Die Verwendung von Bildern wie „Rosen brechen“ und „Dornen stechen“ verdeutlicht den Kontrast zwischen dem Glück anderer und dem eigenen Unglück. Sie sehnt sich nach einfachen Dingen wie „freundlichem Verstehen“ und „geistigem Umwehen“, doch das Leben scheint ihr diese Erfüllung zu verwehren. Die Aussage „So will es mein Geschick“ offenbart eine resignierte Akzeptanz des eigenen Schicksals, das von Unglück bestimmt ist.

Im weiteren Verlauf des Gedichts wird die Thematik der Entbehrung und des Verzichts vertieft. Das Leben wird als harter Lehrmeister dargestellt, der die Sprecherin dazu verurteilt, zu „entbehren“ und sich „zu verzehren“. Die Sinnlosigkeit von Klagen und Fragen nach dem Warum wird betont, was auf eine tiefe Verzweiflung hindeutet. Die Zeilen offenbaren eine innere Leere und das Gefühl, dass jeglicher Kampf gegen das Schicksal vergeblich ist.

Das Gedicht endet mit einer düsteren Vorahnung des Todes. Die Sprecherin scheint die Hoffnung auf ein erfülltes Leben aufgegeben zu haben. Die Phantasie, die eigentlich Trost spenden könnte, wird als Täuschung entlarvt. Der finale Vers „Hinsinken in den Staub!“ drückt die Sehnsucht nach Ruhe und Erlösung aus, die in Anbetracht der erlittenen Enttäuschungen und der Aussichtslosigkeit des Lebens verständlich erscheint. Das Gedicht ist somit ein ergreifender Ausdruck von Melancholie, Resignation und der Suche nach Sinn in einem von Leid geprägten Leben.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.