Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.

Ein junges Liebespaar sieht sich überrascht

Von

Wie kam es, dass ich heut betroffen
Im Mondlicht stehen blieb?
Die Pforte eines Parkes sah ich offen,
Ein Jüngling hatte seine Freundin lieb.

Im Buchsbaum schwirrte eines Vogels Fittich,
Die Schnäbelnden erschraken, und es stob
Ins grelle Mondlicht hell der eine Sittich,
Indes der andere sich ins Dunkel hob.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Ein junges Liebespaar sieht sich überrascht von Klabund

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Ein junges Liebespaar sieht sich überrascht“ von Klabund beschreibt eine intime Szene, die durch eine unerwartete Beobachtung gestört wird. Der lyrische Sprecher wird Zeuge der Zuneigung eines jungen Paares, das in einem Park im Mondlicht Zärtlichkeiten austauscht. Die anfängliche Irritation des Sprechers, der „betroffen“ stehenbleibt, deutet auf eine Mischung aus Neugier, Überraschung und vielleicht auch einem gewissen Gefühl der Eindringlichkeit in die Privatsphäre des Paares hin.

Die Beschreibung der Szene ist von einer subtilen Naturmetaphorik geprägt. Das „Buchsbaum“ und die „Vogels Fittich“ erwecken den Eindruck einer geschützten, natürlichen Umgebung, in der das Liebespaar seine Zuneigung ungestört ausleben kann. Die Reaktion der Vögel, die durch die Anwesenheit des Sprechers erschreckt werden, verstärkt das Gefühl der Intimität. Ein Sittich flieht ins „grell[e] Mondlicht“, während der andere sich im „Dunkel“ verbirgt. Diese Kontraste zwischen Licht und Schatten spiegeln die Verletzlichkeit der jungen Liebe und die potenzielle Störung durch äußere Einflüsse wider.

Das Gedicht fängt die Flüchtigkeit und den flüchtigen Charakter des beobachteten Augenblicks ein. Die wenigen, präzisen Worte erzeugen ein starkes Bild und vermitteln die Atmosphäre der Heimlichkeit und der ungestörten Zweisamkeit, die durch die Anwesenheit des Sprechers kurzzeitig unterbrochen wird. Der Fokus liegt auf der Momentaufnahme, dem kurzen Innehalten des Sprechers, der sich der Szene widerwillig bewusst wird. Die Reaktion der Vögel, die als Metapher für das Liebespaar gesehen werden können, unterstreicht die Zerbrechlichkeit der Szene.

Letztlich ist das Gedicht eine Reflexion über die Beobachtung, die Wahrnehmung und die Beeinträchtigung intimer Momente. Klabund vermittelt die Schönheit und Unschuld junger Liebe und die potenzielle Störung durch äußere Einflüsse. Das Gedicht endet offen, ohne eine endgültige Bewertung der Situation abzugeben. Der Leser bleibt mit dem Eindruck einer flüchtigen, romantischen Begegnung zurück, die kurzzeitig von der Außenwelt gestört wurde, was die Fragilität der menschlichen Beziehungen und die Bedeutung von Intimität unterstreicht.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.