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Du schickst mir, Herr

Von

den 20. Junii 1653.

Du schickst mir, Herr, ein Thönchen Bier,
Ich nehm es an für eine Thonne;
Waß macht der schöne Landtrunck mir
In meinem Hertzen nicht für Wonne!

Der heisse Hewmond ist nicht fern,
Sie räuffen schon die lieben Saten,
Wie werden an dem Hundes Stern
Wir so erbärmlich müssen brahten!

Wol dem, der Raht weiß in der Zeit,
Der darff darnach nicht sorglich lauffen
Vnd durch das sawer Bier nicht Leid,
Verdruß vnd Vnmuht in sich sauffen.

Hie dient ein frischer Keller für
Vnd mildiglich in den gesencket
Ein solches außerlesen Bier,
Alß du mir, edler Herr, geschencket.

Mein armer Keller kühlt nicht gnug,
Er heisst mich schlechte Hoffnung fassen:
Ich werde, dunckt mich, bin ich klug,

Der Thonnen bald zur Ader lassen.

Heran, ihr Freunde, die ich weiß,
Heran und leiht mir ewre Zungen,
Macht ewre Kehlen durstig heiß,
Die Thonne wil nur seyn verschlungen.

Die Kunst der Seiten fügt darein:
Waß Obst ist an den grünen Zweigen,
Daß ist beym kühlen Bier vnd Wein
Ein Anmuhtreicher Strich der Geigen.

Doch daß der erste Trunk darauß
Den Herren Obermarschall führe,
Der andre das Tettawen Hauß
Durch tausentfachen Wunsch berühre!

Leb, edler Herr, zu grossem Danck,
Es müssen dieser Gutthat wegen
Sich tausentfacher Himmels Tranck
In deinen frischen Keller legen.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Du schickst mir, Herr von Simon Dach

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Du schickst mir, Herr“ von Simon Dach ist eine humorvolle und lebensfrohe Ode an das Bier, gewürzt mit Dankbarkeit für das Geschenk und einer fröhlichen Gesellschaftlichkeit. Es offenbart ein tiefes Verständnis für die Freuden des Lebens, insbesondere in Zeiten von Hitze und harter Arbeit. Der Dichter nutzt eine lockere, fast umgangssprachliche Ausdrucksweise, um seine Begeisterung über das Bier zum Ausdruck zu bringen.

Das Gedicht beginnt mit dem Empfang des Biers als willkommene Erfrischung, verglichen mit einer ganzen „Thonne“. Die Hitze des nahenden Sommers und die schwere Arbeit der Ernte werden thematisiert, was die Freude über das kühle Getränk noch verstärkt. Der Dichter preist die Vorzüge des Biers als Gegenmittel gegen die Unannehmlichkeiten des Sommers und der Arbeitsbelastung. Dies zeigt eine pragmatische und optimistische Lebenseinstellung, die die kleinen Freuden des Alltags schätzt. Der Autor wünscht sich, dass er durch das Bier weder Leid, noch Verdruß oder Vnmuht zu sich sauffen muss.

Im weiteren Verlauf wird die soziale Dimension des Trinkens betont. Der Dichter lädt Freunde ein, das Bier mit ihm zu teilen und ihre Kehlen „durstig heiß“ zu machen. Dies unterstreicht die Bedeutung von Gemeinschaft und Geselligkeit. Musik, repräsentiert durch „Anmuhtreicher Strich der Geigen“, wird als Begleitung zum Genuss von Bier und Wein hinzugezogen, wodurch ein Fest der Sinne geschaffen wird. Der Dichter richtet sich an seine Freunde und fordert sie auf, zusammen mit ihm das Bier zu genießen, wobei er die Freude an der Gemeinschaft hervorhebt und das Teilen des Glücks betont.

Das Gedicht schließt mit einem Dank an den edlen Herrn, der das Bier geschenkt hat, und mit Wünschen für sein Wohlergehen. Dies zeigt eine Wertschätzung für die Großzügigkeit des Gebers und drückt den Wunsch nach Glück und Segen aus. Dach verwebt auf geschickte Weise die Freude am Bier mit Dankbarkeit und dem Wunsch nach Gemeinschaft, wodurch ein lebendiges Bild einer fröhlichen und dankbaren Seele entsteht, die die einfachen Freuden des Lebens feiert.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht eine Hommage an das Bier als Quelle der Erfrischung, des Genusses und der Geselligkeit ist. Es verbindet die Freude am Trinken mit Dankbarkeit, Gemeinschaft und einer positiven Lebenseinstellung. Die lockere Sprache und die fröhliche Stimmung machen das Gedicht zu einem lebendigen Zeugnis des Lebensgefühls im 17. Jahrhundert.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.