Die Zeit ist hin
Die Zeit ist hin; du löst dich unbewußt
Und leise mehr und mehr von meiner Brust;
Ich suche dich mit sanftem Druck zu fassen,
Doch fühl′ ich wohl, ich muß dich gehen lassen.
So laß mich denn, bevor du weit von mir
Ins Leben gehst, noch einmal danken dir;
Und magst du nie, was rettungslos vergangen,
In schlummerlosen Nächten heimverlangen.
Hier steh′ ich nun und schaue bang zurück;
Vorüberrinnt auch dieser Augenblick,
Und wieviel Stunden dir und mir gegeben,
Wir werden keine mehr zusammenleben.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Die Zeit ist hin“ von Theodor Storm handelt von Abschied, Verlust und der Vergänglichkeit menschlicher Beziehungen. Der Sprecher reflektiert über das Ende einer intensiven Verbindung, vermutlich einer Liebesbeziehung oder einer engen Freundschaft. Die ersten beiden Verse drücken die allmähliche Entfremdung und das unaufhaltsame Dahinfließen der Zeit aus. Der Sprecher versucht, die geliebte Person festzuhalten, spürt aber gleichzeitig, dass er sie gehen lassen muss. Dies deutet auf eine innere Zerrissenheit und die Akzeptanz des unausweichlichen Wandels hin.
Der zweite Abschnitt des Gedichts ist durch Dankbarkeit und Segenswünsche geprägt. Der Sprecher möchte sich vor dem endgültigen Abschied bedanken und wünscht der anderen Person Glück für die Zukunft. Er hofft, dass diese Person nicht unter dem Verlust der vergangenen Zeit leiden und sie in stillen Erinnerungen festhalten wird. Diese Zeilen zeugen von einer tiefen Zuneigung und dem Wunsch, dass die andere Person ohne Bedauern oder Schmerz in die Zukunft geht. Der Sprecher zeigt hier Größe und Verständnis für die Natürlichkeit des Abschieds.
Die letzten vier Verse beschreiben die melancholische Realität des Abschieds. Der Sprecher steht allein zurück, blickt voller Bangen auf die gemeinsame Vergangenheit und erkennt, dass auch dieser Moment des Innehaltens bald vorüber sein wird. Die Endlichkeit des Lebens und die unwiederbringliche Natur der Zeit werden betont. Die Zeilen unterstreichen die Vergänglichkeit, sowohl der Liebe als auch des Lebens selbst.
Insgesamt ist das Gedicht eine tiefgründige Reflexion über die Themen Abschied, Vergänglichkeit und die Akzeptanz des unvermeidlichen Wandels. Storm verwendet eine einfache, aber eindringliche Sprache, um die Emotionen und Gedanken des Sprechers auszudrücken. Die Melancholie des Gedichts wird durch die sanften, aber bestimmten Worte und die ruhige, resignierte Haltung des Sprechers verstärkt. Es ist ein zeitloses Werk über die menschliche Erfahrung von Verlust und die Notwendigkeit, die Vergangenheit loszulassen, um in die Zukunft blicken zu können.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.