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Die Mondesbrücke

Von

Schweigend ruht des Rheines Spiegel,
Golden schwebt der Mond darüber,
Senket aus den blauen Höhen
Eine Strahlenbrücke nieder.

Und sie taucht die lichten Pfeiler
In die tiefe, dunkle Welle,
Daß vor Wonne leise bebet
Glanzumwoben ihre Schwelle.

Dampfumhüllet, schwarz und nächtig,
Kommt das Schiff einhergeflogen,
Schneidet brausend mitten innen
Durch der Brücke goldnen Bogen.

Die so stille und so prächtig
Festgezimmert hat gestanden,
Ist zertrümmert, ist zerborsten
In unzählige Demanten.

Zuckend fliegen sie wie Blitze
Ueber die bewegten Fluthen,
Wo der heit′re Bau sich wölbte,
Wogt ein wildes Meer von Gluthen.

Ach! so zieht durch eine Seele
Oft das Schicksal schwarz und mächtig,
Das in′s Leben schlug die Brücke
Auch so golden, froh und prächtig!

Aber sieh – das Schiff enteilet,
Ruhe deckt die Wasser wieder,
Und auf′s Neue hell und golden
Senket sich die Brücke nieder.

Wie versöhnet, ihre Strahlen
Wieder in einander rinnen,
Ahnet Niemand, daß sie eben
War zerschnitten mitten innen.

Armes Herz! dem so gewaltsam
Ward der goldne Bau zersplittert,
Daß es mild erbebend schläget,
Von dem tiefsten Weh durchzittert;

Reicher, goldner als die Brücke
Strahlest du nach deinen Wunden,
Hast versöhnt und ganz dich wieder
In dir selbst zurecht gefunden!

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Die Mondesbrücke von Luise Büchner

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die Mondesbrücke“ von Luise Büchner ist eine melancholische Betrachtung über die Zerstörung und Erneuerung, die das Leben, insbesondere die menschliche Seele, durchläuft. Es beginnt mit einem idyllischen Bild des Mondes, der eine goldene Brücke über den ruhigen Rhein spannt, ein Symbol für Harmonie und Schönheit. Diese Brücke, mit ihren hellen Pfeilern, die sich im Wasser spiegeln, repräsentiert die Hoffnungen, Träume und Glücksmomente im Leben.

Die Idylle wird jedoch durch das Auftauchen eines schwarzen, dampfenden Schiffs gestört, das die Brücke zerschneidet. Dieses Schiff, das vom Schicksal symbolisiert wird, steht für die unaufhaltsame Macht des Lebens, das Leid und Verlust mit sich bringt. Die Zerstörung der Brücke wird in lebendigen Bildern dargestellt, wobei die zerbrochenen Teile wie Diamanten funkeln, die über die Fluten tanzen. Diese Zerstörung spiegelt die Schmerzen und das Trauma wider, das ein Mensch durchlebt, wenn seine „goldene“ Welt zerbricht.

Nach der Zerstörung kehrt die Ruhe zurück, und die Brücke erscheint wieder, golden und unversehrt. Dies symbolisiert die Fähigkeit des Menschen, sich von Verletzungen zu erholen und neues Glück zu finden. Die Wiederherstellung der Brücke deutet auf die Möglichkeit der Heilung und der Versöhnung mit dem Schicksal hin, selbst nach tiefgreifenden Verlusten. Das Gedicht tröstet mit der Aussage, dass die Seele, obwohl sie durch Leid geschlitzt wurde, letztendlich reicher und goldener daraus hervorgeht.

Die abschließenden Strophen wenden sich direkt an das „arme Herz“ und loben seine Fähigkeit, sich nach der Zerstörung neu zu finden und zu strahlen. Die Seele wird als reicher und goldener dargestellt als die zerstörte Brücke, was auf die innere Stärke und Widerstandsfähigkeit des Menschen hindeutet. Das Gedicht vermittelt somit eine Botschaft der Hoffnung und des Trostes, indem es die zyklische Natur des Lebens und die Möglichkeit der Erneuerung nach Verlusten hervorhebt. Es ist ein Plädoyer für die innere Stärke und die Fähigkeit, aus Schmerz zu wachsen.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.