Trennen wollten wir uns, wähnten es gut und klug;
Da wir′s taten, warum schröckt′ uns, wie Mord, die Tat?
Ach! wir kennen uns wenig,
Denn es waltet ein Gott in uns.
Die Liebenden
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Die Liebenden“ von Friedrich Hölderlin thematisiert die Unmöglichkeit einer Trennung zwischen Liebenden, selbst wenn diese rational als notwendig oder wünschenswert erachtet wird. Es ist ein kurzes, aber intensives Gedicht, das sich auf die tiefe Verbundenheit der Liebenden konzentriert und die Macht einer höheren, unbezwingbaren Kraft, die zwischen ihnen wirkt, hervorhebt.
Der erste Vers beschreibt den ursprünglichen Vorsatz des Paares: die Trennung. Sie glaubten, es sei „gut und klug“, sich zu trennen. Dies impliziert eine rationale Entscheidung, die auf Vernunft und Überlegung beruht. Doch die Reaktion auf die vollzogene Trennung ist unerwartet und überwältigend. Die „Tat“ der Trennung schröckt sie, „wie Mord“. Dieser Vergleich verdeutlicht die enorme emotionale Belastung und die tiefe Verletzung, die durch die Trennung verursacht wird.
Die zweite Strophe setzt diese Erkenntnis fort und vertieft sie. Die Liebenden erkennen, dass sie sich selbst und ihre eigenen Gefühle unterschätzt haben: „Ach! wir kennen uns wenig“. Dieses Eingeständnis der Unkenntnis über die eigene Gefühlswelt und die Tiefe der Beziehung ist ein entscheidender Moment. Der letzte Vers, „Denn es waltet ein Gott in uns“, offenbart die Ursache für die Unfähigkeit zur Trennung. Hier wird eine transzendente Kraft ins Spiel gebracht, eine höhere Macht, die die Liebenden verbindet und ihre Trennung vereitelt.
Hölderlins Sprache ist schlicht und doch ergreifend. Er nutzt kurze Sätze und klare Bilder, um die zentrale Botschaft des Gedichts zu vermitteln. Die Verwendung des Wortes „Mord“ ist besonders eindrücklich und verleiht der emotionalen Reaktion auf die Trennung eine starke Ausdruckskraft. Das Gedicht ist ein Bekenntnis zur Macht der Liebe und der Unmöglichkeit, die Bindung zwischen zwei Menschen, die durch eine höhere Macht vereint sind, durch rationale Entscheidungen zu überwinden. Es unterstreicht die Idee, dass Liebe eine Kraft ist, die über menschliches Verstehen hinausgeht und letztlich unzerstörbar ist.
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Lizenz und Verwendung
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