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Die Krähe

Von

Eine Krähe war mit mir
Aus der Stadt gezogen,
Ist bis heute für und für
Um mein Haupt geflogen.

Krähe, wunderliches Tier,
Willst mich nicht verlassen?
Meinst wohl, bald als Beute hier
Meinen Leib zu fassen?

Nun, es wird nicht weit mehr geh′n
An dem Wanderstabe.
Krähe, laß mich endlich seh′n,
Treue bis zum Grabe!

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Gedicht: Die Krähe von Wilhelm Müller

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die Krähe“ von Wilhelm Müller ist ein melancholisches Gedicht, das von Abschied, Tod und dem Begleiter des Todes, der Krähe, handelt. Der Ich-Erzähler, wahrscheinlich ein Wanderer oder Reisender, befindet sich in einer Situation, in der er sich seinem Ende nähert und die Krähe als ständigen Begleiter wahrnimmt. Die Krähe, ein traditionelles Symbol für Tod und Unglück, umkreist den Wanderer und deutet auf dessen nahendes Ende hin.

Die Struktur des Gedichts, das aus kurzen, gereimten Versen besteht, verstärkt die beklemmende Atmosphäre. Die einfachen Worte und der fast kindliche Reim-Stil stehen im Kontrast zur ernsten Thematik und erzeugen dadurch eine besondere Wirkung. Die direkte Ansprache der Krähe („Krähe, wunderliches Tier, / Willst mich nicht verlassen?“) verdeutlicht die Isolation und die Verzweiflung des Erzählers, der sich seinem Schicksal ausgeliefert fühlt. Er scheint sich mit seinem Tod bereits abgefunden zu haben.

Der zweite Teil des Gedichts bringt eine Ahnung von Resignation und Akzeptanz zum Ausdruck. Der Wanderer weiß, dass sein Weg bald zu Ende sein wird („Nun, es wird nicht weit mehr geh′n / An dem Wanderstabe.“) und fragt die Krähe, ob sie ihm bis zum Tod treu zur Seite stehen wird. Diese Frage deutet einerseits auf eine gewisse Faszination für den Tod und andererseits auf die Hoffnung, nicht allein zu sterben, hin. Die Krähe wird hier nicht als Bedrohung, sondern als eine Art stiller Begleiter wahrgenommen.

Insgesamt ist „Die Krähe“ ein tiefgründiges Gedicht, das sich mit der Endlichkeit des Lebens und der Auseinandersetzung mit dem Tod beschäftigt. Es nutzt das Bild der Krähe als Metapher für den Tod und die Vergänglichkeit. Der Erzähler, der sich auf dem Weg ins Grab befindet, zeigt dabei eine Mischung aus Furcht, Resignation und einer gewissen Akzeptanz des unvermeidlichen Endes. Die einfache Sprache und die klaren Bilder machen das Gedicht zu einem eindringlichen und bewegenden Werk.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.