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Die Grabrose

Von

Du Grabesrose wurzelst wohl
In ihres Herzens Schooß,
Und ihres ew′gen Schlafes Hauch
Zog deine Keime groß.

Du saugest Gluth und Lebenskraft
Aus ihres Herzens Blut,
Sie gab ja Freude stets und Lust
Und gibt′s noch, wenn sie ruht.

Dein Lächeln und dein Duften stahlst
Und schlürftest du aus ihr,
Den rothen Kelch, den formtest du
Aus ihren Wangen dir;

Die Purpurblätter sogest du
Aus ihrem süßen Mund,
Drum sind sie auch so roth und lind,
So duftig und so rund.

Sie gab dir Blätter, Farb′ und Duft,
Gab Gluth und Leben dir,
Woher doch nahmst die Dornen du?
Die kommen nicht von ihr! –

Willkommen denn und bleibe mein!
Wenn Haß und Nacht mir droht,
Erinn′re mich dein Flammenkelch
An Lieb′ und Morgenroth.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Die Grabrose von Anastasius Grün

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die Grabrose“ von Anastasius Grün ist eine tiefgründige Meditation über Liebe, Tod und das Fortwirken des Lebens in der Erinnerung. Das Gedicht nutzt die Metapher einer Rose, die aus dem Herzen einer Verstorbenen entspringt, um die fortwährende Präsenz der Liebe und die Verwandlung des Todes in Schönheit darzustellen. Die Rose symbolisiert hier nicht nur die Erinnerung an die Verstorbene, sondern auch die Kontinuität des Lebens, das aus dem Tod hervorgeht.

Die ersten vier Strophen beschreiben eindrucksvoll, wie die Rose ihre Kraft und Schönheit aus dem Herzen der Verstorbenen bezieht. Sie „wurzelst wohl / In ihres Herzens Schooß“ und saugt „Gluth und Lebenskraft“ aus ihrem Blut. Die Rose stiehlt „Lächeln und dein Duften“ aus der Verstorbenen, formt ihren „rothen Kelch“ aus ihren Wangen und bezieht ihre „Purpurblätter“ aus ihrem Mund. Durch diese detaillierte Beschreibung wird die tiefe Verbundenheit zwischen der Rose und der Verstorbenen verdeutlicht. Die Rose ist nicht nur ein Symbol für die Liebe, sondern auch für die Essenz der Verstorbenen, die in ihr weiterlebt.

Die fünfte Strophe stellt eine überraschende Frage: „Woher doch nahmst die Dornen du? / Die kommen nicht von ihr!“. Dieser Wechsel wirft einen Schatten auf das ansonsten idyllische Bild. Die Dornen, als Symbol für Schmerz, Leid und möglicherweise auch für die Widrigkeiten des Lebens, werden der Verstorbenen nicht zugeschrieben. Dies deutet darauf hin, dass diese Aspekte nicht von der Liebe oder dem Leben, das die Verstorbene verkörperte, stammen, sondern von anderen, äußeren Einflüssen.

Die abschließende sechste Strophe ist eine liebevolle und tröstliche Ansprache an die Rose. Der Sprecher heißt die Rose willkommen und bittet sie, ihn an „Lieb’ und Morgenroth“ zu erinnern, wenn „Haß und Nacht“ drohen. Dies zeigt, dass die Rose, die aus dem Herzen der Verstorbenen entstanden ist, nicht nur ein Symbol für die Liebe, sondern auch ein Anker der Hoffnung und des Trostes in dunklen Zeiten ist. Sie verkörpert die ewige Macht der Liebe, die selbst den Tod überdauert und die Fähigkeit des Lebens, sich in neuer Form zu manifestieren. Das Gedicht endet somit mit einer Botschaft der Zuversicht und der Hoffnung, die durch die Erinnerung an die Liebe genährt wird.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.