Die Geschichte vom Hanns Guck-in-die-Luft
Wenn der Hanns zur Schule ging,
stets sein Blick am Himmel hing.
Nach den Dächern, Wolken, Schwalben
schaut er aufwärts allenthalben.
Vor die eignen Füße dicht,
ja, da sah der Bursche nicht,
also daß ein jeder ruft:
»Seht den Hanns Guck-in-die-Luft!«
Kam ein Hund dahergerannt;
Hännslein blickte unverwandt
in die Luft.
Niemand ruft:
»Hanns! Gib acht, der Hund ist nah!«
Was geschah?
Bauz! Perdauz! — da liegen zwei,
Hund und Hännschen nebenbei.
Einst ging er an Ufers Rand
mit der Mappe in der Hand.
Nach dem blauen Himmel hoch
sah er, wo die Schwalbe flog,
also daß er kerzengrad
immer mehr zum Flusse trat.
Und die Fischlein in der Reih
sind erstaunt sehr, alle drei.
Noch ein Schritt! Und plumps! der Hanns
stürzt hinab kopfüber ganz! —
Die drei Fischlein, sehr erschreckt,
haben sich sogleich versteckt.
Doch zum Glück da kommen zwei
Männer aus der Näh herbei,
und die haben ihn mit Stangen
aus dem Wasser aufgefangen.
Seht! Nun steht er triefend naß!
Ei, das ist ein schlechter Spaß!
Wasser läft dem armen Wicht
aus den Haaren ins Gesicht,
aus den Kleidern, von den Armen,
und es friert ihn zum Erbarmen.
Doch die Fischlein alle drei,
schwimmen hurtig gleich herbei;
streckens Köpflein aus der Flut,
lachen, daß man’s hören tut,
lachen fort noch lange Zeit.
Und die Mappe schwimmt schon weit.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Die Geschichte vom Hanns Guck-in-die-Luft“ von Heinrich Hoffmann erzählt auf spielerische und humorvolle Weise von einem kleinen Jungen, der aufgrund seiner Verträumtheit und Unaufmerksamkeit in Schwierigkeiten gerät. Das Gedicht ist in zwei Teile gegliedert, die jeweils eine gefährliche Situation für Hanns beschreiben, verursacht durch seine Unfähigkeit, auf seine unmittelbare Umgebung zu achten. Dies ist ein warnendes Beispiel für Kinder, die leicht abgelenkt werden können.
Im ersten Teil wird dargestellt, wie Hanns, während er zur Schule geht und seinen Blick ständig in den Himmel richtet, von einem Hund umgerannt wird. Diese Szene illustriert auf anschauliche Weise die körperlichen Folgen seiner Unachtsamkeit. Im zweiten Teil des Gedichts wird die Situation noch dramatischer, als Hanns am Ufer eines Flusses steht und erneut in den Himmel schaut, was dazu führt, dass er ins Wasser fällt. Beide Episoden zeigen auf humorvolle Weise die Konsequenzen von Hanns‘ Tagträumerei und unterstreichen die Notwendigkeit, auf die Welt um einen herum zu achten.
Die Sprache des Gedichts ist einfach und kindgerecht, mit Reimen und einem rhythmischen Aufbau, der die Geschichte für Kinder leicht verständlich und unterhaltsam macht. Die Verwendung von Lautmalerei wie „Bauz! Perdauz!“ verstärkt die Komik und Dramatik der Szenen, während die Reaktion der Fischlein, die Hanns auslachen, einen zusätzlichen humorvollen und lehrreichen Aspekt hinzufügt.
Die Moral des Gedichts ist klar: Achtsamkeit und Konzentration auf die unmittelbare Umgebung sind unerlässlich, um Gefahren zu vermeiden und sich selbst zu schützen. Hoffmann vermittelt diese Lektion auf eine amüsante und einprägsame Weise, die Kinder ansprechen soll. Durch die humorvolle Darstellung von Hanns‘ Missgeschicken wird das Gedicht zu einer spielerischen Warnung vor den Gefahren der Unaufmerksamkeit.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.