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Die Brücke

Von

Eine Brücke kenn’ ich, Liebchen,
Drauf so wonnig sich’s ergeht,
Drauf mit süßem Balsamhauche
Ew’ger Frühlingsodem weht.

Aus dem Herzen, zu dem Herzen
Führt der Brücke Wunderbahn,
Doch allein der Liebe offen,
Ihr alleinig unterthan.

Liebe hat gebaut die Brücke,
Hat aus Rosen sie gebaut!
Seele wandert drauf zur Seele,
Wie der Bräutigam zur Braut.

Liebe wölbte ihren Bogen,
Schmückt’ ihn lieblich wundervoll;
Liebe steht als Zöllner droben,
Küsse sind der Brückenzoll.

Süßes Mädchen, möchtest gerne
Meine Wunderbrücke schau’n?
Nun es sei, doch mußt du treulich
Helfen mir, sie aufzubau’n.

Fort die Wölkchen von der Stirne!
Freundlich mir ins Aug’ geschaut!
Deine Lippen leg an meine:
Und die Brücke ist erbaut.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Die Brücke von Anastasius Grün

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die Brücke“ von Anastasius Grün ist eine romantische Liebeserklärung, die auf einer Metapher basiert. Das zentrale Bild ist eine Brücke, die als Verbindung zwischen zwei Liebenden dient. Diese Brücke wird nicht aus Stein oder Holz gebaut, sondern aus der Liebe selbst, was die tiefe und substanzielle Natur der Beziehung hervorhebt. Die Beschreibung der Brücke als Ort des ewigen Frühlings und des Balsamhauchs unterstreicht die Idylle und das Glück, das mit der Liebe verbunden ist.

Die Brücke dient als Pfad von einem Herzen zum anderen. Die Verwendung des Wortes „Wunderbahn“ verstärkt den Eindruck des Besonderen und Außergewöhnlichen dieser Verbindung. Nur die Liebe kann diesen Weg betreten, was die Exklusivität und die einzigartige Qualität der Beziehung betont. Der Dichter vergleicht die Seele der Liebenden mit einem Bräutigam und einer Braut, die einander entgegengehen. Dies unterstreicht das Ziel der Vereinigung, das in der Liebe liegt, und legt eine tiefe Sehnsucht nach Intimität und Gemeinschaft nahe.

Der Bau der Brücke selbst wird als gemeinschaftliche Anstrengung dargestellt. Der Dichter lädt sein „Liebchen“ ein, beim Bau zu helfen, was die Notwendigkeit gegenseitiger Hingabe und Beteiligung in einer Liebesbeziehung verdeutlicht. Die „Küsse“ werden als „Brückenzoll“ bezeichnet, was die Liebe und die Zärtlichkeit als Preise für den Eintritt in diese intime Welt darstellt. Dieser spielerische Ansatz unterstreicht die Freude und das Vergnügen, die aus der Liebe entstehen.

Der Schlussvers, in dem die Liebenden sich küssen und die Brücke erbaut ist, kulminiert in einem Akt der Vereinigung und des Glücks. Die Aufforderung, die „Wölkchen von der Stirne“ zu entfernen und freundlich ins Auge zu schauen, deutet auf die Notwendigkeit der Offenheit und Ehrlichkeit in der Liebe hin. Diese Verse verdeutlichen, dass die Liebe aus der gegenseitigen Hingabe und den kleinen Gesten der Zuneigung entsteht und gedeiht. Das Gedicht ist somit eine Feier der Liebe, der Einheit und der Freude, die sie in sich birgt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.