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Die beiden Waldfeuer

Von

Waldfeuer drüben an der Bergeshalde,
Dein Wölkchen Rauch
Schwebt einsam nicht; aus meinem Tannenwalde
Steigt gleicher Hauch.

Ob dort und hier zwei treue Herzen flammen,
Getrennt durch Kluft und Strom/
Den Rauch, die beiden Säulen, schmilzt zusammen
Ein Himmelsdom.

Die Ferne hat ein Minnen uns beschieden,
Das nicht genießt,
Nur segnend grüßt/ und sanft zu Gottes Frieden
Hinüberfließt.

Und ob ich ewig dunkel bliebe
Wie traurig diese Wälder düstern!
Kein Sonnengold tief innen lacht;
Das tun die felsengrauen Rüstern,
Von Laubgeflechten überdacht.

Auch ich so trüb. Der Liebe Gnade
Darf strahlen nicht zu meinem Grund.
Die Sorg umdüstert meine Pfade,
Ich bin ein öder Dickichtschlund.

Doch duld ich lächelnd, heilge Sonne,
Daß sich dein Brautkuß mir verschließt/
Wenn draußen nur die goldne Wonne
Um tausend Sonnenkindlein fließt.

Laß lieben dich mit jener Liebe,
Die nicht Genuß, nur Andacht will.
Und ob ich ewig dunkel bliebe/
Von deinem Leuchten träum ich still.

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Gedicht: Die beiden Waldfeuer von Bruno Wille

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die beiden Waldfeuer“ von Bruno Wille thematisiert die Sehnsucht nach Verbundenheit und die Akzeptanz unerfüllter Liebe, verpackt in der Metapher zweier Waldfeuer. Der Autor vergleicht seine eigene Gefühlswelt mit einem Wald, in dem die Liebe nicht in direkter Erfüllung, sondern in stiller Verehrung und im Einklang mit der Natur gelebt wird. Die Verwendung der Metapher der Waldfeuer und die Beschreibung der Natur unterstreichen die tiefe Verbundenheit des lyrischen Ichs mit seiner Umgebung und seiner Gefühlswelt.

Die ersten beiden Strophen etablieren das zentrale Bild: Zwei Waldfeuer, eines auf der anderen Seite des Berges, deren Rauch sich vereint. Dies symbolisiert die Sehnsucht nach Vereinigung trotz räumlicher Trennung. Die „treuen Herzen“, die in den Flammen brennen, stehen für zwei Liebende, die durch „Kluft und Strom“ getrennt sind, jedoch durch ihren gemeinsamen Wunsch nach Liebe und Verbundenheit verbunden bleiben. Der „Himmelsdom“, der den Rauch beider Feuer vereint, deutet auf eine höhere, transzendente Ebene der Liebe hin, die über irdische Hindernisse hinausgeht.

In den folgenden Strophen wird die Thematik vertieft. Das lyrische Ich akzeptiert, dass seine Liebe nicht in direkter Erfüllung gefunden werden kann. Es „grüßt“ nur segnend und lässt seine Liebe „hinüberfließen“. Das Motiv der Dunkelheit und des Trüben wird eingeführt, um die unerfüllte Sehnsucht und die innere Zerrissenheit des Sprechers zu verdeutlichen. Er vergleicht sich selbst mit einem dunklen Wald, in dem „kein Sonnengold tief innen lacht“. Dieser innere Zustand der Dunkelheit wird jedoch durch die Akzeptanz der Liebe und die Freude über das Glück anderer gemildert.

Die letzten beiden Strophen zeigen eine bemerkenswerte Wandlung. Das lyrische Ich findet Trost in der „goldne Wonne“ der anderen und in der „Liebe, / Die nicht Genuß, nur Andacht will.“ Trotz der eigenen Dunkelheit träumt es weiterhin von dem „Leuchten“ der Liebe. Die Selbstaufopferung und die Akzeptanz des eigenen Schicksals werden hier zu einem Zeichen von Größe. Die Liebe wird nicht mehr als Verlust, sondern als ein Teil des größeren Ganzen betrachtet. Der Autor vermittelt eine Botschaft der Hoffnung und des Trostes, indem er die transformative Kraft der Liebe hervorhebt, selbst wenn sie unerfüllt bleibt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.