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Des Schiffers Braut am Meere

Von

Es braust der Sturm – mit schaumbedeckten Wellen
Erhebt sich rauschend das erzürnte Meer,
Und rascher Blitze Feuerstrahlen hellen
Der Dämmrung Nebel grausend um mich her.

Dort in der Hütte mir ein Obdach wählen,
Möcht′ ich so gern, doch ach, der nasse Blick
Schaut um aufs neu das bange Herz zu quälen,
Nach dem empörten Element zurück.

Und kann die Schauerszene nicht verlassen,
Die das Gemüth mit schwarzer Ahndung füllt,
Denn des Geliebten fernes Schiff umfassen
Die Wellen tobend, rings von Graun umhüllt.

Und doppelten Gefahren Preis gegeben,
Dem Drohn des Himmels, und der Wellen Wuth,
Geht jetzt vielleicht sein ewig theures Leben
Vernichtet unter in der tiefen Fluth.

Entsetzen fasst mich – Nebelschleier schwanken
Wie düstrer Flor vor meinem Angesicht.
Mein Herz steht still – es schwinden die Gedanken,
Ich möchte weinen – ach und kann es nicht!

Ihr Mächte dort in jenen fernen Höhen,
Die Ihr den Sturm zu uns herab gesandt,
O lasst sein Schiff nicht scheiternd untergehen,
Zeigt Rettung bietend ihm ein sichres Land.

Und sendet in die drohenden Gefahren
Der Hoffnung lichten, morgenrothen Strahl,
Lasst ihn den Muth im Busen treu bewahren
Und lindert tröstend der Erwartung Qual.

Doch ist des Todes Loos ihm schon gefallen,
So löscht auch mir des Daseyns goldnes Licht.
Mit ihm sinkt meine Welt, auch ich will mit ihm fallen,
Denn ohne ihn reizt mich das Leben nicht.

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Gedicht: Des Schiffers Braut am Meere von Charlotte von Ahlefeld

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Des Schiffers Braut am Meere“ von Charlotte von Ahlefeld zeichnet das innere Erleben einer Frau, die am Ufer steht und die Naturgewalten in Form eines tosenden Sturms und aufgebrachter See beobachtet, während ihr Geliebter, ein Seemann, auf See unterwegs ist. Es ist ein Gedicht voller Angst, Hoffnung und schließlich tiefer Verzweiflung. Der Sturm, der die See peitscht, wird zum Spiegelbild ihrer eigenen inneren Unruhe und der Bedrohung, die sie für ihr Liebstes empfindet.

Die ersten Strophen beschreiben die Szenerie und die Angst der Frau. Sie sucht vergeblich nach einem sicheren Ort, kann aber ihre Blicke nicht vom Meer abwenden. Die düstere Stimmung, die durch den Sturm und die „rascher Blitze Feuerstrahlen“ erzeugt wird, verstärkt das Gefühl der Gefahr und der drohenden Katastrophe. Das Meer, das normalerweise ein Element der Reise und des Abenteuers ist, wird hier zum Symbol der Zerstörung und des Todes. Die Frau ist gefangen in ihrer Sorge und ihrer Ohnmacht. Der Blick zurück auf das „empörte Element“ zeigt ihre Unfähigkeit, sich von der Angst zu befreien.

Die folgenden Strophen offenbaren die tiefe Verbundenheit der Frau mit ihrem Geliebten und die Gewissheit, dass ihr Leben ohne ihn keinen Wert hat. Die Vorstellung, dass das Schiff des Seemannes in den Wellen untergehen könnte, löst tiefes Entsetzen aus. Sie fleht die „Mächte dort in jenen fernen Höhen“ um Hilfe an und bittet um die Rettung ihres Geliebten. Ihr Wunsch nach einem „sichres Land“ für ihn spiegelt ihre Sehnsucht nach Sicherheit und Geborgenheit wider. Gleichzeitig drückt sie aber auch eine tiefe Verzweiflung aus, da sie bereit ist, mit ihm zu sterben, sollte er den Naturgewalten erliegen.

Die letzten beiden Strophen kulminieren in der absoluten Hingabe und dem Verlust jeglichen Lebenswillens. Die Zeilen „So löscht auch mir des Daseyns goldnes Licht“ und „Mit ihm sinkt meine Welt, auch ich will mit ihm fallen“ verdeutlichen die tiefe emotionale Verbindung und die Vorstellung, dass ihr Leben nur dann einen Sinn hat, wenn ihr Geliebter existiert. Dies ist eine Aussage von extremer Liebe und Loyalität, aber auch von extremer Abhängigkeit. Das Gedicht endet mit einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit und dem Ausdruck des Todeswunsches, sollte das Schicksal des Seemanns besiegelt sein.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.