Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , , ,

Des Müllers Blumen

Von

Am Bach viel kleine Blumen stehn,
Aus hellen blauen Augen sehn;
Der Bach, der ist des Müllers Freund,
Und hellblau Liebchens Auge scheint,
Drum sind es meine Blumen.

Dicht unter ihrem Fensterlein,
Da will ich pflanzen die Blumen ein,
Da ruft ihr zu, wenn alles schweigt,
Wenn sich ihr Haupt zum Schlummer neigt,
Ihr wißt ja, was ich meine.

Und wenn sie tät die Äuglein zu
Und schläft in süßer, süßer Ruh,
Dann lispelt als ein Traumgesicht
Ihr zu: Vergiß, vergiß mein nicht!
Das ist es, was ich meine.

Und schließt sie früh die Laden auf,
Dann schaut mit Liebesblick hinauf:
Der Tau in euren Äugelein,
Das sollen meine Tränen sein,
Die will ich auf euch weinen.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Des Müllers Blumen von Wilhelm Müller

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Des Müllers Blumen“ von Wilhelm Müller ist eine zarte Liebeserklärung, die auf poetische Weise die Sehnsucht und die Gefühle des lyrischen Ichs für seine Angebetete ausdrückt. Das Gedicht entfaltet sich in drei Strophen, die jeweils eine Facette der Liebe und des Schmerzes umreißen. Der Müller findet Trost und einen Weg, seine Gefühle durch die Natur, insbesondere die Blumen am Bach, auszudrücken.

Die erste Strophe etabliert die Verbindung zwischen dem lyrischen Ich, der Geliebten und der Natur. Die blauen Augen der Blumen spiegeln die Augen der Geliebten wider, was eine enge Beziehung zwischen der Natur und der Liebe schafft. Der Bach, als Freund des Müllers, dient als Bindeglied und Symbol für die Beständigkeit der Liebe. Die Blumen werden zu einem persönlichen Besitz des lyrischen Ichs, da sie die Augen der Geliebten repräsentieren und damit seine Gefühle verkörpern. Das Pflanzen der Blumen unter ihrem Fenster verdeutlicht den Wunsch nach Nähe und die Hoffnung, die Geliebte durch die Blumen an seine Liebe zu erinnern.

Die zweite und dritte Strophe vertiefen die Emotionen und die Sehnsucht des lyrischen Ichs. Die Blumen sollen der Geliebten Botschaften zukommen lassen, sowohl im Wachzustand als auch im Schlaf. Wenn sie schläft, sollen die Blumen ihr im Traum zuflüstern, dass sie ihn nicht vergessen soll. Diese Vorstellung verdeutlicht die tiefe Angst vor Verlust und das Verlangen nach ewiger Verbundenheit. Die dritte Strophe verwandelt die Tränen des lyrischen Ichs in Tau auf den Blumen, was eine bildhafte Darstellung des Schmerzes und der Verbundenheit mit der Natur darstellt.

Müllers Gedicht zeichnet sich durch seine Einfachheit und die Verwendung einfacher, fast volkstümlicher Sprache aus. Dies verstärkt die Aufrichtigkeit und Unmittelbarkeit der Gefühle. Das Gedicht bedient sich sanfter Bilder und Metaphern, um die Tiefe der Liebe und die Zartheit der menschlichen Gefühle zu erfassen. Es ist ein berührendes Beispiel für die Romantik, in der die Natur als Spiegel der menschlichen Seele dient und die Liebe in all ihren Facetten zelebriert wird.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.