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Des Knappen Eifersucht

Von

Was spornest du den Rappen?
Wohin die blinde Flucht?
Es narrt dich tollen Knappen
Ein Traum der Eifersucht./

»Als Geier möcht ich steigen,
Mein Flug ging′ hoch hinaus
Und sollte dann sich neigen
Zu meiner Gräfin Haus.

Ich schlüge mit dem Flügel
An ihre Kammertür,
Bis aufgesprengt der Riegel,
Und bleich sie träte für.

Bei ihrem stolzen Nacken
Wollt ich die Flechten fest
Mit starkem Schnabel packen:
Nun komm ins Geiernest!

Ich wollt aus scharfen Augen
Ihr spähen seelenwärts.
Fänd ich den Grund nicht taugen,
Zerhackt ich ihr das Herz.

Und aber aus den Lüften
Ich kreischend niederstieß′
Und wollte mich zerklüften
Am Wetterfahnenspieß.«

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Gedicht: Des Knappen Eifersucht von Bruno Wille

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Des Knappen Eifersucht“ von Bruno Wille zeichnet das Bild eines von Eifersucht getriebenen Mannes und dessen zerstörerische Fantasien. Bereits in den ersten Zeilen wird die rastlose Unruhe des Knappen deutlich, die sich in der Frage nach dem Sinn des schnellen Rittes und der blinden Flucht manifestiert. Der Dichter deutet an, dass die Ursache für die Getriebenheit in einem „Traum der Eifersucht“ liegt, was das gesamte Gedicht als eine Manifestation dieser intensiven Emotion kennzeichnet. Der Knappe wird von seiner Eifersucht beherrscht und projiziert seine düsteren Gedanken auf seine Geliebte.

Die folgenden Strophen enthüllen die gewalttätigen Phantasien des Knappen, in denen er sich in einen Geier verwandelt. Dieser Vogel dient als Metapher für seine zerstörerischen Absichten. Er wünscht sich, zu seiner Geliebten zu gelangen, in ihr Haus einzudringen und sie mit Gewalt zu konfrontieren. Die bildhaften Beschreibungen von „schlagen mit dem Flügel“, „aufgesprengt der Riegel“ und „packen“ unterstreichen die Aggression und den Hass, der den Knappen erfüllt. Seine Eifersucht ist so groß, dass er sogar bereit ist, die Geliebte zu töten, wenn er ihre Seele als „nicht taugen“ befunden hat.

Die letzten beiden Strophen zeigen das Ende dieser Fantasien, in denen der Knappe sich selbst verletzt und zerstört. Er plant, aus den Lüften herabzustürzen und sich an einem Wetterfahnenspieß zu zerstören. Diese letzte Handlung offenbart die innere Zerrissenheit des Knappen und die Selbstzerstörung, die mit seiner Eifersucht einhergeht. Der Knappe ist gefangen in seinen eigenen negativen Emotionen, die ihn letztendlich zerstören. Die Wahl des Geiers und seine geplante Selbstzerstörung deuten auf eine tiefe Verzweiflung und den Wunsch nach Selbstbestrafung hin.

Insgesamt ist das Gedicht eine eindringliche Darstellung der zerstörerischen Macht der Eifersucht. Es enthüllt die brutalen und gewalttätigen Gedanken, die diese Emotion hervorrufen kann, und zeigt, wie sie den Menschen letztendlich in den Abgrund treiben kann. Die bildhafte Sprache und die dramatische Struktur des Gedichts verstärken die Intensität der Gefühle und machen es zu einem beunruhigenden, aber auch faszinierenden Porträt der menschlichen Psyche.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.