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Der Unbeständige

Von

Mädchen sind ein Blumenvölklein
Bunter Art emporgeblüht:
Traun, das ist kein wackrer Gärtner
Der nur Eine Blume zieht!

Mädchenlippen, das sind Becher,
Nektarsüß und wunderlieb;
Welch armsel’ger Zechgenosse,
Der bei Einem Becher blieb!

Mädchenaugen sind Gestirne,
Klarer, stiller Mondenschein,
Sonnen, blendend und verzehrend,
Sterne, blinzelnd, hell und rein;

Nach gar vielen Lichtgestirnen
Späht der Astronom hinauf;
So nur geht ihm ganz der reiche,
Ew’ge Himmel leuchtend auf.

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Gedicht: Der Unbeständige von Anastasius Grün

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Der Unbeständige“ von Anastasius Grün feiert die Vielfalt und den Reiz der Weiblichkeit, indem es diese in verschiedenen Metaphern darstellt und die Freude an der ständigen Veränderung und neuen Entdeckungen im Leben eines Mannes preist. Es ist eine Ode an die Vielseitigkeit und die Unbeständigkeit, sowohl im Bereich der Liebe als auch im Genuss des Lebens im Allgemeinen. Der Dichter drückt eine klare Ablehnung jeglicher Monogamie oder der Beschränkung auf eine einzige Erfahrung aus.

In der ersten Strophe werden Mädchen mit einem „Blumenvölklein“ verglichen, was die Vielfalt und Schönheit der weiblichen Natur hervorhebt. Der Dichter betrachtet einen Mann, der sich auf eine einzige Frau konzentriert, als einen „unwackren Gärtner“, der nicht in der Lage ist, die gesamte Pracht der Blumenwelt zu erfassen. Diese Metapher etabliert das zentrale Thema des Gedichts: die Freude an der Vielfalt und das Verlangen nach ständiger neuer Erfahrung. Die nachfolgenden Strophen erweitern dieses Konzept, indem sie verschiedene Aspekte der Weiblichkeit durch Metaphern wie „Mädchenlippen“ als Nektarbecher und „Mädchenaugen“ als Himmelskörper darstellen.

Die zweite Strophe vergleicht Mädchenlippen mit Nektarbechern, was die sinnliche und genussvolle Natur der Liebe hervorhebt. Der „armselige Zechgenosse“, der nur einen Becher genießt, wird durch diese Analogie abgewertet, was die Notwendigkeit unterstreicht, sich auf das „Fest des Lebens“ mit all seinen verschiedenen Geschmäckern und Freuden einzulassen. Die dritte Strophe vergleicht Mädchenaugen mit Gestirnen, wobei die Autorin die Vielfalt des Himmels hervorhebt – sowohl die sonnige Wärme als auch das sanfte Mondlicht und die funkelnden Sterne.

Die letzte Strophe verstärkt die Botschaft, indem sie den Mann mit einem Astronomen vergleicht, der den Nachthimmel erforscht. Nur durch die Erforschung vieler Gestirne kann der Astronom die ganze Schönheit des Himmels erfahren. Ebenso kann nur der Mann, der sich der Vielfalt der Frauen öffnet, die „ganze Schönheit des Lebens“ wirklich verstehen und genießen. Die Wiederholung des Wortes „So“ am Anfang der letzten Zeile verstärkt die abschließende, apodiktische Feststellung des Gedichts und bietet eine logische Schlussfolgerung, die die gesamte Argumentation des Gedichts zusammenfasst.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.