Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
,

Der Tote

Von

Aus schwarzem Sarge starrt,
Von Morgengrau erhellt,
Ein Toter bleich und ernsthaft
In die verlassne Welt.

Ein müdes Schluchzen irrt
Umher im Beigemach;
Im starren Totenantlitz
Wird keine Rührung wach.

In Wonne bricht der Morgen
Herein mit rother Glut,
Begrüßt von Vogelzwitschern; –
Tief ernst der Tote ruht.

Er starrt empor und grübelt,
Wie es nur möglich war,
Daß er von Lust und Leide
Gebebt so manches Jahr.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Der Tote von Bruno Wille

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Der Tote“ von Bruno Wille beschreibt in eindringlicher Weise die stille Betrachtung eines Toten über sein vergangenes Leben, eingebettet in die konträren Bilder der natürlichen Welt. Das Gedicht beginnt mit der Beschreibung des Toten im Sarg, der von der Morgendämmerung erhellt wird, was eine kühle und unpersönliche Atmosphäre schafft. Die „verlassne Welt“ wird aus der Perspektive des Toten betrachtet, wodurch die Trennung zwischen Leben und Tod und die Isolation des Verstorbenen betont werden. Die ersten beiden Strophen etablieren ein Bild der Stille und des Abschieds, indem das Schluchzen der Trauernden und die Unempfänglichkeit des Toten gegenüber jeglicher Rührung dargestellt werden.

Die zweite Hälfte des Gedichts kontrastiert die Stille und Erstarrung des Toten mit der lebendigen und freudigen Natur. Der Morgen bricht mit „rother Glut“ herein, begleitet von Vogelzwitschern, was die Lebendigkeit und das Leben in den Vordergrund rückt. Diese Gegenüberstellung verdeutlicht die Kluft zwischen dem Leben und dem Tod. Der Tote „ruht“ unbewegt und unberührt, während die Welt um ihn herum in ihrer vollen Pracht erwacht. Dieser Kontrast unterstreicht die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens und die Unaufhaltsamkeit der Natur.

In der vierten und letzten Strophe wendet sich das Gedicht der inneren Erfahrung des Toten zu. Der Tote „starrt empor und grübelt“ über sein Leben, insbesondere darüber, wie er von „Lust und Leide“ „gebebt“ hat. Diese Zeilen implizieren eine Rückschau auf das vergangene Leben, das durch die Polaritäten von Freude und Leid geprägt war. Die Frage nach der „Möglichkeit“ des Lebens deutet auf die Erstaunlichkeit der Existenz und die Reflexion über die Erfahrung des Menschseins hin.

Insgesamt ist „Der Tote“ ein Gedicht, das die Thematik der Vergänglichkeit, des Todes und der Reflexion über das Leben behandelt. Durch die Gegenüberstellung von Ruhe und Leben, Stille und Gesang wird die Distanz zwischen dem Verstorbenen und der Welt verdeutlicht, während die abschließenden Zeilen eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Leben und den Erfahrungen von Freude und Leid anstoßen. Die einfache Sprache und die klaren Bilder verstärken die emotionale Wirkung und machen das Gedicht zu einer tiefgründigen Betrachtung des menschlichen Daseins.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.