Der Regen schlägt das Haus mit Ruten
Draußen die Regenwolken, die schwimmend großen,
Sind wie die Fische mit grauen Flossen,
Die Wasser aus den Kiemen stoßen.
Der Regen schlägt das Haus mit Ruten,
Laute Wasserfluten schwemmen vom Dach;
Ein früher Abend kommt zu uns ins Gemach.
Wir hören die langen Finger vom Regen,
Die fahrig sich am Fenster bewegen,
Als will der Regen sich zu uns auf die Kissen legen.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Der Regen schlägt das Haus mit Ruten“ von Max Dauthendey beschreibt eine atmosphärisch dichte Szene, in der die Natur, in Form von Regen, auf das menschliche Domizil einwirkt. Die Eröffnungsverse, in denen Regenwolken mit Fischen verglichen werden, etablieren sofort eine ungewöhnliche und bildreiche Vorstellung. Die Wolken, „wie die Fische mit grauen Flossen“, die „Wasser aus den Kiemen stoßen“, erzeugen ein Gefühl von Bewegung und Leben, das dem fließenden Regen zugeordnet wird. Diese Metapher schafft eine Verbindung zwischen der Wasserwelt und der Luft, wodurch die Intensität des Regens, dargestellt als ein Element der Natur, das seine Kraft entfaltet, hervorgehoben wird.
Im zweiten Teil des Gedichts wird der Regen als physische Gewalt wahrgenommen. „Der Regen schlägt das Haus mit Ruten“. Diese Personifizierung des Regens verstärkt die Eindrücke von Stärke und der direkten Einwirkung auf die Struktur des Hauses. Die „langen Finger vom Regen“, die „sich am Fenster bewegen“, erzeugen eine fast unheimliche Atmosphäre, als ob der Regen versucht, in das Innere des Hauses einzudringen. Der frühe Einbruch der Dunkelheit, der durch den „frühen Abend“ symbolisiert wird, verstärkt dieses Gefühl der Intimität und des Rückzugs in die schützenden Mauern.
Die Verwendung von Sinneswahrnehmungen ist zentral für das Gedicht. Der Leser wird durch auditive und visuelle Eindrücke in die Szene hineingezogen. Das „Schlagen“ des Regens, das „Schwemmen“ vom Dach und das Geräusch der „langen Finger“ am Fenster erzeugen ein starkes Hörerlebnis. Gleichzeitig vermittelt die Beschreibung der Wolken und der Bewegung des Regens auch visuelle Eindrücke. Die Kombination dieser Elemente trägt dazu bei, eine eindringliche und stimmungsvolle Atmosphäre zu erzeugen.
Die letzte Strophe kulminiert in der fast beängstigenden Vorstellung, dass der Regen „sich zu uns auf die Kissen legen“ will. Diese Zeile verstärkt das Gefühl der Bedrohung und der erzwungenen Intimität. Der Regen, der zuerst als Naturgewalt beschrieben wurde, nähert sich nun auf eine fast aggressive Weise. Dieses Bild erzeugt beim Leser ein Gefühl der Beklemmung und des Unbehagens und verleiht dem Gedicht eine gewisse Spannung und Intensität.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.