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Der Musensohn

Von

Durch Feld und Wald zu schweifen,
Mein Liedchen wegzupfeifen,
So geht′s von Ort zu Ort!
Und nach dem Takte reget,
Und nach dem Maß beweget
Sich alles an mir fort.

Ich kann sie kaum erwarten,
Die erste Blum′ im Garten,
Die erste Blüt′ am Baum.
Sie grüßen meine Lieder,
Und kommt der Winter wieder,
Sing ich noch jenen Traum.

Ich sing′ ihn in der Weite,
Auf Eises Läng und Breite,
Da blüht der Winter schön!
Auch diese Blüte schwindet
Und neue Freude findet
Sich auf bebauten Höh′n.

Denn wie ich bei der Linde
Das junge Völkchen finde,
Sogleich erreg′ ich sie.
Der stumpfe Bursche bläht sich,
Das steife Mädchen dreht sich
Nach meiner Melodie.

Ihr gebt den Sohlen Flüge!
Und treibt durch Tal und Hügel
Den Liebling weit von Haus.
Ihr lieben, holden Musen,
Wann ruh′ ich ihr am Busen
Auch endlich wieder aus?

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Gedicht: Der Musensohn von Johann Wolfgang von Goethe

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Der Musensohn“ von Johann Wolfgang von Goethe beschreibt in lebendigen Bildern die unbeschwerte Lebensweise eines jungen Mannes, der sich der Kunst der Musik verschrieben hat. Das Gedicht zeichnet das Bild eines fahrenden Sängers, der durch die Natur zieht, seine Lieder spielt und die Menschen mit seiner Musik erfreut. Die Leichtigkeit und Freiheit, die in der ersten Strophe durch das „Durch Feld und Wald zu schweifen“ und „Mein Liedchen wegzupfeifen“ ausgedrückt werden, deuten auf ein erfülltes Leben im Einklang mit der Natur hin.

Die zweite und dritte Strophe des Gedichts heben die Verbindung des Sängers zur Natur hervor. Er erwartet sehnsüchtig die ersten Blumen und Blüten und scheint eine tiefe Freude an den Jahreszeiten zu empfinden. Selbst im Winter, wenn die Natur erstarrt ist, behält er seinen Optimismus und besingt seinen „Traum“. Die metaphorische Darstellung des Winters, der „schön blüht“, deutet darauf hin, dass der Musensohn auch in schwierigen Zeiten Schönheit und Freude findet. Die Natur wird hier nicht nur als Kulisse, sondern als Quelle der Inspiration und des Trostes dargestellt.

In der vierten Strophe wird die Wirkung der Musik auf andere Menschen thematisiert. Der Musensohn scheint die Fähigkeit zu besitzen, die Menschen mit seiner Melodie zu bewegen und sie aus ihrer Starrheit zu befreien. „Der stumpfe Bursche bläht sich, / Das steife Mädchen dreht sich“ – hier wird die befreiende Kraft der Musik deutlich, die die Menschen aus ihren gewohnten Verhaltensmustern befreit und ihnen Freude schenkt.

Die letzte Strophe offenbart einen Wunsch nach Geborgenheit und Ruhe. Der Musensohn wendet sich an die Musen, die Göttinnen der Künste, und bittet sie, ihn „am Busen“ wieder zur Ruhe kommen zu lassen. Dies deutet auf die Sehnsucht nach einem Zuhause und nach einer Erfüllung hin, die über die bloße Wanderschaft und die Freude am Singen hinausgeht. Es ist der Wunsch nach einer tiefen Verbindung, nach Liebe und Geborgenheit, der sich in den letzten Zeilen des Gedichts manifestiert. Das Gedicht fängt die unbeschwerte Freude und das Wandern des jungen Künstlers ein, vermischt mit einer tiefen Sehnsucht nach Ankunft und Heimkehr.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.