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Der höhere Frieden

Von

Wenn sich auf des Krieges Donnerwagen,
Menschen waffnen, auf der Zwietracht Ruf,
Menschen, die im Busen Herzen tragen,
Herzen, die der Gott der Liebe schuf:

Denk ich, können sie doch mir nichts rauben,
Nicht den Frieden, der sich selbst bewährt,
Nicht die Unschuld, nicht an Gott den Glauben,
Der dem Hasse, wie dem Schrecken, wehrt.

Nicht des Ahorns dunkelm Schatten wehren,
Daß er mich, im Weizenfeld, erquickt,
Und das Lied der Nachtigall nicht stören,
Die den stillen Busen mir entzückt.

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Gedicht: Der höhere Frieden von Heinrich von Kleist

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Der höhere Frieden“ von Heinrich von Kleist ist eine Auseinandersetzung mit der Frage, wie innerer Frieden in Zeiten von Krieg und Konflikt bewahrt werden kann. Es ist ein Ausdruck der Hoffnung und des Trostes inmitten von Leid und Zerstörung. Der Autor formuliert eine Gegenposition zu den äußeren Umständen, indem er einen „höheren Frieden“ beschreibt, der unabhängig von den Geschehnissen der Welt in der inneren Haltung des Menschen existiert.

Kleist beginnt mit einer Beschreibung der äußeren Welt, in der „Menschen sich waffnen, auf der Zwietracht Ruf“. Er beschreibt die Realität des Krieges und der menschlichen Konflikte. Doch unmittelbar darauf folgt eine Gegenüberstellung: „Denk ich, können sie doch mir nichts rauben“. Die Betonung liegt auf der Unberührbarkeit des inneren Friedens. Der Autor benennt konkrete Elemente dieses inneren Friedens: Unschuld, Glaube an Gott und die Fähigkeit, sich von Hass und Schrecken zu distanzieren. Es ist ein Frieden, der sich selbst bewährt und nicht durch äußere Umstände zerstört werden kann.

Im zweiten Teil des Gedichts konkretisiert Kleist, was diesen inneren Frieden ausmacht. Er verwendet Naturmetaphern, um die Quellen des Trostes und der Freude zu beschreiben: Der Schatten des Ahorns, der im Weizenfeld erquickt, und das Lied der Nachtigall, das den stillen Busen entzückt. Diese Bilder der Idylle stehen im Kontrast zur kriegerischen Welt, zeigen aber gleichzeitig, dass Schönheit und Trost auch in Zeiten des Konflikts erfahrbar sind. Diese Metaphern deuten an, dass die Fähigkeit, sich an einfachen Dingen zu erfreuen und die Natur zu genießen, eine wesentliche Quelle des inneren Friedens darstellt.

Das Gedicht ist also ein Appell an die innere Stärke und die Fähigkeit, sich von den äußeren Umständen nicht überwältigen zu lassen. Es ermutigt den Leser, trotz Krieg und Unfrieden an Werten wie Unschuld, Glauben und der Schönheit der Natur festzuhalten. Kleists Werk ist eine poetische Reflexion über die Widerstandsfähigkeit des menschlichen Geistes und die Suche nach innerem Frieden, selbst in den dunkelsten Zeiten.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.