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Der Ball

Von

Du Runder, der das Warme aus zwei Händen
im Fliegen, oben, fortgiebt, sorglos wie
sein Eigenes; was in den Gegenständen
nicht bleiben kann, zu unbeschwert für sie,

zu wenig Ding und doch noch Ding genug,
um nicht aus allem draußen Aufgereihten
unsichtbar plötzlich in uns einzugleiten:
das glitt in dich, du zwischen Fall und Flug

noch Unentschlossener: der, wenn er steigt,
als hätte er ihn mit hinaufgehoben,
den Wurf entführt und freiläßt -, und sich neigt
und einhält und den Spielenden von oben
auf einmal eine neue Stelle zeigt,
sie ordnend wie zu einer Tanzfigur,

um dann, erwartet und erwünscht von allen,
rasch, einfach, kunstlos, ganz Natur,
dem Becher hoher Hände zuzufallen.

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Gedicht: Der Ball von Rainer Maria Rilke

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Der Ball“ von Rainer Maria Rilke beschreibt in lebendigen Bildern die Bewegung und das Wesen eines Balls, indem es ihn mit metaphorischen und poetischen Mitteln zu einer eigenständigen Figur erhebt. Es ist eine Ode an die Dynamik und die spielerische Leichtigkeit, die von dem Objekt ausgeht, sowie eine Reflexion über die Natur von Bewegung, Vergänglichkeit und Gemeinschaft.

Rilke beginnt mit der direkten Ansprache „Du Runder“, wodurch der Ball personalisiert und dem Leser nähergebracht wird. Die Beschreibung „der das Warme aus zwei Händen / im Fliegen, oben, fortgiebt“ deutet auf die flüchtige Natur des Balls und seine Fähigkeit, Wärme und Energie in Bewegung umzuwandeln. Der Ball wird als „sorglos“ und „unbeschwert“ dargestellt, was seine Unbekümmertheit und die Freiheit von materiellen Zwängen betont. Durch diese Eigenschaften evoziert Rilke eine Vorstellung von Leichtigkeit und Transzendenz, die über die bloße physische Existenz des Balls hinausgeht.

Im weiteren Verlauf des Gedichts wird die Beziehung zwischen dem Ball und seiner Umgebung untersucht. Der Ball wird als etwas definiert, das „nicht bleiben kann“, als zu leicht für die Dinge und dennoch präsent genug, um nicht völlig zu verschwinden. Diese Beschreibung unterstreicht die Zwischenstellung des Balls zwischen dem Greifbaren und dem Unsichtbaren. Die Formulierung „zwischen Fall und Flug / noch Unentschlossener“ fängt das ständige Auf und Ab, die Schwebe zwischen den Polen der Bewegung ein. Rilke beschreibt den Ball in seiner Bewegung als etwas, das den „Wurf entführt“ und dann „freiläßt“, um eine neue Ordnung zu schaffen.

Der Höhepunkt des Gedichts ist der Moment, in dem der Ball „dem Becher hoher Hände zuzufallen“ scheint. Dieser Satz suggeriert ein Gefühl der Erwartung und des gemeinsamen Erlebens. Die Adjektive „rasch, einfach, kunstlos, ganz Natur“ betonen die natürliche und spontane Art, mit der sich der Ball bewegt. Die Metapher des Tanzes und der „Tanzfigur“ deutet auf ein Gefühl der Harmonie und Ordnung hin, das durch das Spiel mit dem Ball entsteht. Das Gedicht feiert letztendlich die flüchtige Schönheit des Spiels und die Freude an der Gemeinschaft.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.