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Das traurige Röslein

Von

Ein Röslein war gar nicht munter,
weil es im Topfe stand,
Sah immer traurig hinunter
Auf die Blumen im freien Land.
Die Blumen nicken und winken.
Wie ist es im Freien so schön,
Zu tanzen und Tau zu trinken
Bei lustigem Windeswehn.
Von bunten Schmetterlingen
Umgaukelt, geschmeichelt, geküßt;
Dazwischen der Vöglein Singen
Anmutig zu hören ist.
Wir preisen dich und loben
Dich, fröhliche Sommerzeit;
Ach, Röslein am Fenster droben,
Du tust uns auch gar zu leid.
Da ist ins Land gekommen
Der Winter mit seiner Not.
In Schnee und Frost verklommen,
Die Blumen sind alle tot.
Ein Mägdlein hört es stürmen,
Macht fest das Fenster zu.
Jetzt will ich dich pflegen und schirmen,
Du liebes Röslein du.

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Gedicht: Das traurige Röslein von Wilhelm Busch

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Das traurige Röslein“ von Wilhelm Busch erzählt die Geschichte eines Rosenstocks, der in einem Topf gefangen ist und Sehnsucht nach dem Leben im Freien verspürt. Die erste Strophe etabliert die melancholische Stimmung, in der das Röslein traurig auf die Blumen im Garten blickt. Diese Freiheit der Blumen, ihr Tanzen im Wind, das Trinken des Taus und die Zuneigung durch Schmetterlinge und Vögel werden als Gegenteil der eigenen, begrenzten Existenz hervorgehoben.

Im Verlauf des Gedichts wird die Szene durch den Einbruch des Winters dramatisch verschoben. Die Blumen im Garten sterben und gehen in Schnee und Frost unter. Diese Metapher des Todes und der Vergänglichkeit kontrastiert stark mit der Sehnsucht des Rösleins nach Leben und Freiheit. Der Winter dient als Katalysator, der die Isolation des Rösleins im Topf verdeutlicht, aber auch die Wertschätzung des Lebens in der Natur hervorhebt. Das Gedicht bewegt sich von einer einfachen Beobachtung der Natur hin zu einer Reflexion über Leben und Tod.

Die abschließende Strophe bietet eine unerwartete Wendung. Ein Mädchen hört das Stürmen des Winters und schließt das Fenster, um das Röslein zu schützen und zu pflegen. Diese Geste der Fürsorge und des Schutzes wendet die vorherrschende Melancholie in eine Hoffnung. Es bietet dem Leser die Möglichkeit, die Geschichte als eine Parabel über Trost und das Finden von Schutz in schwierigen Zeiten zu interpretieren. Die Wendung deutet an, dass Liebe und Fürsorge helfen können, selbst die dunkelsten Zeiten zu überstehen.

Busch nutzt in diesem Gedicht einfache Sprache und klare Bilder, um eine universelle Botschaft über die Sehnsucht nach Freiheit, die Vergänglichkeit des Lebens und die Bedeutung von Fürsorge zu vermitteln. Die Wahl des Rösleins als Protagonisten, eine Blume, die oft als Symbol für Schönheit und Zerbrechlichkeit steht, verstärkt die emotionale Wirkung des Gedichts. Es ist eine sanfte, aber kraftvolle Meditation über die menschliche Erfahrung von Verlust, Sehnsucht und dem Wert von Liebe und Schutz.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.