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Das schönere Land

Von

So willst Du nun die traute Heimath fliehen,
Wo Dir des Lebens Morgenroth getagt? –
In fern entlegne Länder willst Du ziehen,
Weil Dir das Schicksal manchen Wunsch versagt?
So nimm den Wanderstab und suche Frieden –
Die Ferne lindre Deinen bittern Schmerz,
Und giesse sanft, was hier Dir nicht beschieden,
Der Freuden Fülle in Dein sehnend Herz.

»Mit Zuversicht hoff′ ich sie dort zu finden,
Denn einem schönern Lande eil′ ich zu;
Dort weicht die Nacht vom trüben Blick des Blinden,
Dort lächelt dem Gequälten stille Ruh.
Dort rieseln durch die Fluren Balsamquellen
Und heilen mild den Wandrer der sich naht,
Und eines lichtern Tages Strahlen hellen
Mir dort den dornenlosen, heitern Pfad.«

Wie heisst das Land, das Dir so freundlich winket?
Auch mir erdrückt manch′ banger Gram das Herz,
Und nur durch graue Nebelwolken blinket
Der Stern der Hoffnung matt in meinen Schmerz.
Lass mich mit Dir das schöne Land erreichen,
In welcher Ferne dämmert es empor?
Ach einer Zauberinsel muss es gleichen,
Die zum Asyl sich eine Fee erkohr.

»Bist Du entschlossen, muthig ihm zu nahen,
So wirf gleich mir des Lebens Bürde ab.
Dann wird es Dich in Himmelsglanz empfahen,
Denn seine dunkle Pforte ist das Grab,
Nicht schauerlich ist es hinab zu steigen,
Gern sieht man ja das drückende Gewand
Am müden Abend aufgelöst entweichen,
Winkt süsse Ruh′ uns an des Schlummers Hand.«

»Der Körper ist ein Sohn der schweren Erde –
Er sinkt zurück in seiner Mutter Schooss;
Der Geist, befreit von irdischer Beschwerde,
Ringt siegend sich zu ew′ger Dauer los,
Und aufwärts strebend in die höhern Räume,
Fühlt er nicht mehr den unbezwungnen Schmerz,
Es fliehn des Lebens Bilder hin wie Träume
Und seine Heimath winkt ihm himmelwärts.«

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Gedicht: Das schönere Land von Charlotte von Ahlefeld

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Das schönere Land“ von Charlotte von Ahlefeld thematisiert die Sehnsucht nach einem besseren, idealen Ort und die Akzeptanz des Todes als Tor zu diesem Ort. Es ist in Form eines Dialogs zwischen zwei Personen verfasst, wobei die erste Person ihren Wunsch nach Flucht aus der aktuellen Lebenssituation äußert und die zweite Person die Natur dieses „schöneren Landes“ beschreibt, das sich letztendlich als das Jenseits entpuppt.

Die ersten beiden Strophen drücken die anfängliche Sehnsucht nach Veränderung und die Hoffnung auf Linderung des Leids in der Ferne aus. Die erste Person möchte die Heimat verlassen, da ihr das Schicksal Wünsche verwehrt hat. Sie sucht nach Frieden und Trost in einem „schöneren Land“, das eine Quelle der Freude und Heilung verspricht. Die Beschreibung dieses Landes in der zweiten Strophe ist idyllisch und verheißungsvoll, mit Balsamquellen und einem „dornenlosen, heitern Pfad“. Dies unterstreicht die Erwartung an einen Ort der Ruhe, des Friedens und der Erfüllung.

In der dritten Strophe wird der Dialog aufgegriffen, als die erste Person nach dem „schöneren Land“ fragt und sich nach dessen Lage erkundigt. Die zweite Person beschreibt die Schwierigkeiten und das Leid des Lebens, die die Sehnsucht nach dem Paradies verstärken. Das Gedicht lenkt die Aufmerksamkeit auf die Vergänglichkeit des Lebens und die Beschwernis des irdischen Daseins. Die letzte Strophe offenbart schließlich die wahre Natur des „schöneren Landes“ – es ist das Grab, der Tod.

Die letzten beiden Strophen stellen den Tod als eine Befreiung von irdischen Leiden dar. Der Körper kehrt zur Erde zurück, während der Geist in die Ewigkeit aufsteigt. Die Bilder von „Himmelsglanz“, dem Entweichen des „drückenden Gewands“ und dem Aufstieg in „höhere Räume“ erzeugen eine positive Vorstellung vom Sterben. Die Metaphern und Bilder in diesem Gedicht sind typisch für die Romantik, die sich von der Vergänglichkeit des Lebens abwendet und die Unsterblichkeit der Seele betont.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Charlotte von Ahlefelds Gedicht eine tröstliche Botschaft vermittelt. Es bietet Trost in schwierigen Zeiten, indem es den Tod als Übergang zu einem besseren, ewigen Reich darstellt. Das Gedicht ist ein Ausdruck der Sehnsucht nach Frieden und Erlösung und eine Ermutigung, die Beschwernisse des Lebens zu überwinden, im Glauben an die Ewigkeit der Seele.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.