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Das schöne große Taggestirne

Von

Das schöne große Taggestirne
Vollendet seinen Lauf;
Komm wisch den Schweiß mir von der Stirne,
Lieb Weib, und denn tisch auf!

2. Kannst hier nur auf der Erde decken,
Hier unterm Apfelbaum;
Da pflegt es abends gut zu schmecken,
Und ist am besten Raum.

3. Und rufe flugs die kleinen Gäste,
Denn hör, mich hungert´s sehr;
Bring auch den kleinsten aus dem Neste,
Wenn er nicht schläft, mit her.

4. Dem König bringt man viel zu Tische;
Er, wie die Rede geht,
Hat alle Tage Fleich und Fische
Und Panzen und Pastet;

5. Und ist ein eigner Mann erlesen,
Von andrer Arbeit frei,
Der ordert ihm sein Tafelwesen
Und präsidiert dabei.

6. Gott laß ihm alles wohl gedeihen!
Er hat auch viel zu tun,
Und muß sich Tag und Nacht kasteien,
Daß wir in Frieden ruhn.

7. Und haben wir nicht Herrenfutter;
So haben wir doch Brot,
Und schöne, frische, reine Butter,
Und Milch, was denn für Not?

8. Das ist genug für Bauersleute,
Wir danken Gott dafür,
Und halten offne Tafel heute
Vor allen Sternen hier.

9. Es präsidiert bei unserm Mahle
Der Mond, so silberrein!
Und kuckt von oben in die Schale
Und tut den Segen h´nein.

10. Nun Kinder esset, eßt mit Freuden,
Und Gott gesegn es euch!
Sieh, Mond! ich bin wohl zu beneiden,
Bin glücklich und bin reich!

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Gedicht: Das schöne große Taggestirne von Matthias Claudius

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Das schöne große Taggestirne“ von Matthias Claudius ist eine idyllische Darstellung eines einfachen Abendessens auf dem Land, das durch seine Wärme und Dankbarkeit besticht. Das Gedicht beginnt mit der Beschreibung des Sonnenuntergangs, einem Zeichen für das Ende der Arbeit und den Beginn der Ruhe. Der Mann bittet seine Frau, ihm den Schweiß von der Stirn zu wischen und das Essen vorzubereiten, was eine intime und liebevolle Geste suggeriert. Die Szenerie wird unter einem Apfelbaum verortet, was eine natürliche und friedliche Umgebung andeutet.

Der zweite Teil des Gedichts konzentriert sich auf das familiäre Zusammensein. Die Bitte, die Kinder und sogar das kleinste Familienmitglied zum Essen zu holen, unterstreicht die Bedeutung der Familie und des gemeinsamen Erlebens. Claudius kontrastiert das einfache Mahl der Bauernfamilie mit dem aufwendigen Tafelwesen des Königs, wobei er dessen Reichtum und Aufgaben, wie die Sicherstellung des Friedens, erwähnt. Dies dient dazu, die Wertschätzung für das eigene, bescheidene Glück zu erhöhen und die einfachen Freuden des Lebens zu betonen.

Die zentrale Botschaft des Gedichts wird in den letzten Strophen deutlich. Die Bauernfamilie ist dankbar für ihr Brot, die Butter und die Milch, die sie haben. Sie sehen ihre Lebensweise nicht als Mangel, sondern als ausreichenden Grund zur Freude und Dankbarkeit. Besonders hervorzuheben ist die Einbeziehung des Mondes, der als „Silberrein“ beschrieben wird und den Segen über das Mahl spricht. Dies verleiht der Szene eine sakrale Qualität und betont die tiefe Religiosität und das Vertrauen in Gott, die in der Einfachheit des Landlebens ihren Ausdruck finden.

Die abschließenden Verse des Gedichts sind von großer Innigkeit geprägt. Der Vater, der mit Freude seine Kinder beim Essen beobachtet, drückt sein Glück und seinen Reichtum aus, indem er sich glücklich und wohlhabend fühlt. Die abschließende Aussage: „Bin glücklich und bin reich!“ ist das Herzstück des Gedichts, das die Zufriedenheit und das Gefühl der Fülle in den einfachen Dingen des Lebens feiert. Das Gedicht ist somit eine Hommage an die Einfachheit, die Dankbarkeit und das Familienglück.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.