Das Scherchen
Schnipsel, schnipsel, Scherchen,
Schneid mir ein Gewehrchen;
Schieß ich mir ein Häschen tot,
Brat′s dem Kind zum Mittagbrot.
Die Schnitzel fliegen zum Fenster hinaus
Durch den Sonnenschein in des Gärtners Haus;
Der hat seine Freude dran,
Oder kuckt sie gar nicht an,
Oder streut sie in den Wind
Oder schenkt sie seinem Kind;
… schnipsel, schnipsel, Scherchen …
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Das Scherchen“ von Paula Dehmel ist ein kurzes, spielerisches Gedicht, das die kindliche Fantasie und die spielerische Beziehung zur Welt einfängt. Es beginnt mit dem rhythmischen Klang von Schere und dem Wunsch nach einem „Gewehrchen“, wodurch ein spielerischer Konflikt zwischen dem Kind und der Welt angedeutet wird. Die Wiederholung des Wortes „Schnipsel“ und der Reimschema erzeugen einen kindlichen, fast schon verspielten Ton, der die Leichtigkeit und Unbeschwertheit des kindlichen Denkens widerspiegelt.
Die zweite Strophe erweitert das Spiel über die Grenzen des Kindes hinaus. Die „Schnitzel“ der Schere fliegen durch das Fenster in den Garten des Gärtners, und hier beginnt das Spiel mit der Ungewissheit. Die Reaktion des Gärtners – Freude, Ignoranz, oder sogar das Verschenken der Schnitzel – bleibt offen. Dies deutet auf eine spielerische Unsicherheit und die Freiheit des kindlichen Spiels, in dem die Welt nach den eigenen Regeln geformt und erlebt wird. Die Zeilen offenbaren die kindliche Vorstellungskraft und die Fähigkeit, über die Realität hinauszugehen.
Das Gedicht ist dadurch geprägt, dass es sich nicht um eine lineare Erzählung handelt, sondern vielmehr um eine Reihe von kindlichen Gedanken und Assoziationen. Die Verwendung von Wiederholungen und Reimen unterstützt diesen spielerischen Charakter und erzeugt einen fast schon hypnotischen Effekt, der die kindliche Vorstellungskraft und die Freude am Spiel betont. Das Gedicht bleibt offen und lässt dem Leser viel Raum für eigene Interpretationen und Fantasien, wodurch die ursprüngliche kindliche Perspektive nachempfunden wird.
Das Gedicht „Das Scherchen“ ist ein kleines Meisterwerk, das die kindliche Welt in all ihren Facetten einfängt. Es verdeutlicht die Fähigkeit der Kinder, sich in ihrer Fantasie zu verlieren und die Realität spielerisch zu verändern. Es ist ein Loblied auf die kindliche Fantasie und die spielerische Auseinandersetzung mit der Welt, ein Gedicht, das die Grenzen zwischen Realität und Vorstellungskraft verschwimmen lässt und den Leser dazu einlädt, die Welt aus den Augen eines Kindes zu betrachten.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.