An des Meeres Klippenstrande such ich nach dem harten Stein,
Den dein Fuß zuletzt betreten, als du stiegst ins Boot hinein.
Will ihn als ein Ruhekissen legen auf mein krankes Herz,
Daß kein weicher Traum der Liebe es betrüg um seinen Schmerz.
Das Ruhekissen der Verlassenen
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Das Ruhekissen der Verlassenen“ von Wilhelm Müller drückt in prägnanten Worten die tiefe Trauer und den Schmerz eines Zurückgelassenen aus. Es ist ein Ausdruck der Verzweiflung, die durch den Verlust der geliebten Person ausgelöst wurde. Die zentrale Metapher des „Ruhekissens“ bildet das Fundament der Interpretation und offenbart die Absicht des lyrischen Ichs, seinen Schmerz zu konservieren und jegliche Ablenkung durch trügerische Erinnerungen oder Illusionen zu vermeiden.
Die Suche nach dem „harten Stein“ am „Meeres Klippenstrande“ symbolisiert die Sehnsucht nach etwas Unveränderlichem, nach einer greifbaren Erinnerung, die mit der geliebten Person verbunden ist. Der Stein, der von ihrem Fuß betreten wurde, wird zu einem Relikt der vergangenen Glückseligkeit. Dieser Stein soll als „Ruhekissen“ dienen, um das „kranke Herz“ vor den falschen Träumen der Liebe zu schützen. Dies deutet auf einen Zustand der Desillusionierung hin, in dem die Hoffnung auf eine Wiedervereinigung oder auf Trost gänzlich erloschen ist. Der Wunsch, den Schmerz zu konservieren, zeugt von einem tiefen Vertrauen in die eigene Leidensfähigkeit und einer Ablehnung von jeglicher Ablenkung, die den Schmerz lindern könnte.
Die gewählte Sprache ist schlicht und direkt, was die Echtheit des Empfindens des lyrischen Ichs verstärkt. Die Bilder sind klar und ergreifend. Der Kontrast zwischen dem harten Stein und dem weichen Kissen verdeutlicht die Sehnsucht nach Trost und die gleichzeitige Abweisung jeglicher Versuche, den Schmerz zu mildern. Das lyrische Ich scheint sich in seinem Leiden zu suhlen und die Qual als einzig wahre Erinnerung an die verlorene Liebe zu zelebrieren. Die letzte Zeile verstärkt diesen Eindruck, indem sie die Angst vor der Ablenkung durch „weichen Traum der Liebe“ thematisiert, was darauf hindeutet, dass das lyrische Ich sich davor fürchtet, die Erinnerung an den Schmerz zu verlieren.
Insgesamt ist das Gedicht ein ergreifender Ausdruck der Trauer und des Verlustes. Es zeigt die Komplexität menschlicher Gefühle und die oft widersprüchliche Natur des Leidens. Es ist ein stilles, aber eindringliches Zeugnis von der Unfähigkeit, das vergangene Glück zu vergessen, und dem Bedürfnis, den Schmerz als wesentlichen Bestandteil des eigenen Ichs zu bewahren. Die Wahl des „Ruhekissens“ als Metapher zeigt die passive, aber dennoch intensive Verarbeitung des Verlusts durch das lyrische Ich.
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