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Das ist die Sehnsucht

Von

Das ist die Sehnsucht: wohnen im Gewoge
und keine Heimat haben in der Zeit.
Und das sind Wünsche: leise Dialoge
täglicher Stunden mit der Ewigkeit.

Und das ist Leben. Bis aus einem Gestern
die einsamste Stunde steigt,
die, anders lächelnd als die andern Schwestern,
dem Ewigen entgegenschweigt.

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Gedicht: Das ist die Sehnsucht von Rainer Maria Rilke

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Das ist die Sehnsucht“ von Rainer Maria Rilke thematisiert in prägnanter Form die menschliche Sehnsucht nach etwas Transzendentem, nach dem Unendlichen, das sich der greifbaren Realität entzieht. Das Gedicht beginnt mit einer Definition der Sehnsucht selbst: „wohnen im Gewoge“ und „keine Heimat haben in der Zeit“. Dies drückt ein Gefühl der Unruhe, des Nicht-Zuhause-Seins in der flüchtigen Welt der Zeit aus, eine Sehnsucht nach einer tieferen, beständigeren Existenz, nach dem Unvergänglichen. Der Begriff „Gewoge“ suggeriert dabei eine ständige Bewegung, ein Strömen, dem der Mensch versucht, sich anzupassen, ohne jedoch darin eine feste Bleibe zu finden.

Der zweite Teil des Gedichts erweitert diese Thematik um die „Wünsche“ als „leise Dialoge / täglicher Stunden mit der Ewigkeit“. Hier wird der Wunsch als eine Art stiller Kommunikation mit dem Ewigen interpretiert, als ein Bemühen, eine Verbindung zur Unendlichkeit aufzubauen. Diese täglichen „Dialoge“ deuten auf eine beständige Auseinandersetzung mit dem Unbegreiflichen hin, ein Suchen nach Antworten, die im Alltag verborgen liegen. Die Formulierung „leise Dialoge“ unterstreicht dabei die innere, intime Natur dieser Wünsche, die nicht auf äußere Bestätigung angewiesen sind, sondern im Verborgenen stattfinden.

Der dritte Teil des Gedichts, eingeleitet durch „Und das ist Leben.“, führt die Thematik auf einer persönlicheren Ebene weiter. Hier wird das Leben selbst als eine Bewegung hin zu einer „einsamste Stunde“ dargestellt. Diese Stunde, die aus der Vergangenheit aufsteigt, unterscheidet sich von anderen, indem sie „anders lächelnd“ ist und dem Ewigen „entgegenschweigt“. Dieser letzte Vers deutet auf eine Auseinandersetzung mit dem Tod als Übergang in das Ewige hin. Das „Schweigen“ könnte hier als Akzeptanz des Unvermeidlichen verstanden werden, ein friedliches Sich-Fügen in den Lauf der Dinge.

Insgesamt zeichnet Rilke in diesem Gedicht ein Bild der menschlichen Existenz, die durch die Sehnsucht nach dem Ewigen geprägt ist. Es ist ein Gedicht über die Suche nach Sinn in einer vergänglichen Welt, über die innere Bewegung, die uns antreibt, und über die Akzeptanz des Unvermeidlichen. Die einfache, klare Sprache und die tiefgründigen Bilder machen das Gedicht zu einem zeitlosen Ausdruck der menschlichen Erfahrung.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.