Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , ,

Das Herz ist mir bedrückt

Von

Das Herz ist mir bedrückt, und sehnlich
Gedenke ich der alten Zeit;
Die Welt war damals noch so wöhnlich,
Und ruhig lebten hin die Leut.

Doch jetzt ist alles wie verschoben,
Das ist ein Drängen! eine Not!
Gestorben ist der Herrgott oben,
und unten ist der Teufel tot.

Und alles schaut so grämlich trübe,
So krausverwirrt und morsch und kalt,
Und wäre nicht das bißchen Liebe,
So gäb es nirgends einen Halt.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Das Herz ist mir bedrückt von Heinrich Heine

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Das Herz ist mir bedrückt“ von Heinrich Heine drückt eine tiefe Verzweiflung und Orientierungslosigkeit aus, die durch den Verlust traditioneller Werte und den Zerfall einer als idyllisch empfundenen Vergangenheit hervorgerufen wird. Der Sprecher beklagt eine Veränderung der Welt, die ihn mit Beklommenheit erfüllt, und sehnt sich nach der vermeintlichen Einfachheit und Ruhe vergangener Zeiten. Der erste Vers etabliert sofort die melancholische Grundstimmung, indem er die Bedrücktheit des Herzens thematisiert und die Sehnsucht nach dem Früheren betont.

Der zweite Teil des Gedichts enthüllt die Ursache dieser Beklommenheit: ein tiefgreifender Wandel in den moralischen und religiösen Grundlagen der Gesellschaft. Die Metapher vom „gestorbenen Herrgott“ und dem „toten Teufel“ deutet auf den Verlust des Glaubens und der traditionellen Autoritäten hin, was ein Vakuum an Sinnstiftung und moralischer Orientierung erzeugt. Dieser Verlust führt zu einer chaotischen und unsicheren Welt, in der alles „verschoben“ und in einem Zustand der „Not“ ist. Die Worte „Drängen“ und „krausverwirrt“ unterstreichen das Gefühl der Unordnung und Verwirrung, das den Sprecher erfasst hat.

Die abschließenden Verse bieten einen Hoffnungsschimmer inmitten dieser düsteren Aussichten. Die Liebe wird hier als einziger Anker dargestellt, der in der trostlosen Umgebung Halt gibt. Ohne diese „bißchen Liebe“ würde es nirgends einen Halt geben, was die immense Bedeutung der Liebe als Quelle von Trost und Sinn in einer Welt ohne klare moralische Leitlinien unterstreicht. Die Liebe fungiert hier als ein Element, das dem Chaos entgegenwirkt und dem Leben einen gewissen Wert verleiht.

Heines Gedicht ist ein Ausdruck der modernen Krisenerfahrung, die durch den Verlust alter Werte und die Unsicherheit in einer sich wandelnden Welt geprägt ist. Es ist eine Reflexion über die Entwurzelung des Individuums und die Suche nach Orientierung in einer Welt, in der traditionelle Sicherheiten weggebrochen sind. Die scheinbare Einfachheit der Sprache und die prägnanten Bilder verstärken die emotionale Wucht des Gedichts und machen es zu einem berührenden Zeugnis menschlicher Ängste und Sehnsüchte.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.